Nachdenklich im Pfandhaus
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- VintageMaren Offline
- aktives Mitglied
- Beiträge: 45
- Registriert:Dienstag 20. Februar 2024, 12:59
- Reputation: 67
Nachdenklich im Pfandhaus
Heute war ich spontan in einem großen Pfandhaus, das mehrere Filialen unterhält. Ich wollte mir ein Angebot für den Ankauf älterer Goldringe mit Steinen einholen. Das habe ich auch gemacht, war enttäuscht und habe alles wieder mitgenommen. Aber das ist ein anderes Thema. Während ich wartete, war vor mir ein junger Mann, der seine Spielkonsole beleihen wollte. Leider konnte der Mitarbeiter sie nicht annehmen, da sie wohl einen Riss hatte. Der junge Mann sah traurig und müde aus, lächelte zaghaft und sagte, das mache nichts, bedankte sich und ging. Mich hat das den kompletten Nachmittag und auch jetzt noch beschäftigt. Er tat mir so leid, ich weiß nicht in welcher Situation so ein Mensch ist, warum er Geld braucht, warum ihm niemand aushilft (Eltern, Freunde, ...). Ich denke es ist eine Geschichte von vielen und sie macht mich traurig. Ich könnte so einen Job im Pfandhaus auch nicht machen, ich denke da sieht man viele Schicksale. :disappointed_relieved:
- Shaki Offline
- aktives Mitglied
- Beiträge: 240
- Registriert:Samstag 25. Juni 2022, 08:41
- Reputation: 313
Nachdenklich im Pfandhaus
Guten Morgen VintageMaren,
mich hat Deine Geschichte sehr berührt.
Ich bin emotional auch nicht so gestrickt, dass ich solch‘ einen Beruf ausüben könnte.
Mir würde es da auch schwer fallen / unmöglich sein, mich von den Schicksalen abzugrenzen und mich nur aufs Geschäft zu konzentrieren.
Nüchtern betrachtet ist ein Pfandhaus aber einfach ein Unternehmen, das wie jedes andere funktioniert: Ziel ist es Gewinn zu erwirtschaften. Und mit einer kaputten Spielkonsole kann man da nicht arbeiten.
Mitgefühl/Mitleid ist da „fehl am Platz“, ansonsten könnte man den Laden gleich zumachen…
Es ist wirklich traurig, wenn jemand so allein ist, dass er niemanden im persönlichen Umfeld hat, an den er sich in seiner Not wenden kann…
Vielleicht hat er keine Eltern mehr?
Vielleicht ist er an seinem Dilemma aber auch selbst schuld, lebt ständig über seine Verhältnisse, hat sich von Eltern und/oder Freunden einfach schon zu oft Geld „gepumpt“ und dann nicht zurückgebracht… so dass er sein persönliches Umfeld dankend abwinkt…
Wer weiß das schon? :thinking:
Die Dinge sind nicht immer wie sie scheinen…
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag
mich hat Deine Geschichte sehr berührt.
Ich bin emotional auch nicht so gestrickt, dass ich solch‘ einen Beruf ausüben könnte.
Mir würde es da auch schwer fallen / unmöglich sein, mich von den Schicksalen abzugrenzen und mich nur aufs Geschäft zu konzentrieren.
Nüchtern betrachtet ist ein Pfandhaus aber einfach ein Unternehmen, das wie jedes andere funktioniert: Ziel ist es Gewinn zu erwirtschaften. Und mit einer kaputten Spielkonsole kann man da nicht arbeiten.
Mitgefühl/Mitleid ist da „fehl am Platz“, ansonsten könnte man den Laden gleich zumachen…
Es ist wirklich traurig, wenn jemand so allein ist, dass er niemanden im persönlichen Umfeld hat, an den er sich in seiner Not wenden kann…
Vielleicht hat er keine Eltern mehr?
Vielleicht ist er an seinem Dilemma aber auch selbst schuld, lebt ständig über seine Verhältnisse, hat sich von Eltern und/oder Freunden einfach schon zu oft Geld „gepumpt“ und dann nicht zurückgebracht… so dass er sein persönliches Umfeld dankend abwinkt…
Wer weiß das schon? :thinking:
Die Dinge sind nicht immer wie sie scheinen…
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag
- VintageMaren Offline
- aktives Mitglied
- Beiträge: 45
- Registriert:Dienstag 20. Februar 2024, 12:59
- Reputation: 67
Nachdenklich im Pfandhaus
Ja das stimmt Shaki, die Dinge sind nicht immer wie sie scheinen, wohl wahr. Was wirklich los ist, das weiß nur der junge Mann selbst. Positiv fand ich, dass der Mitarbeiter im Pfandhaus sehr professionell war, so dass der Junge sich nicht schämen musste. Und neben all der Professionalität glaubte ich bemerkt zu haben, dass er ihm gerne ausgeholfen hätte mit der Spielkonsole, aber es ging leider nun gar nicht. Er hatte sich alles genau besehen, aber da war eben dieser Riss. Ich denke auch, wenn man jeden Tag auch mit Schicksalen zu tun hat, dann muss man für diesen Job gemacht sein und das ist der Mitarbeiter. Professionell und doch menschlich.
- cityman2305 Offline
- aktives Mitglied
- Beiträge: 215
- Registriert:Dienstag 17. Januar 2023, 12:29
- Reputation: 103
Nachdenklich im Pfandhaus
Moin,
Nun kommt es immer auf die Art des Pfandes an. Technische Geräte wie Spielekonsolen unterliegen einem rapiden Wertverfall, wenn sie erst einmal ausgepackt und bespielt sind. Sind sie dazu noch beschädigt, sind sie aufgrund der Masse, in der es sie gibt, quasi unverkäuflich. Von daher ist es nachvollziehbar, wenn sie das Pfandhaus nicht annehmen wollte. Und auch sonst dürfte es maximal 20 - 30 Euro dafür gegeben haben.
Schmuck wird im allgemeinen zum Materialwert angenommen. Steine müssen schon Diamanten höherer Qualität sein, damit sie in die Berechnung mit einfließen. Das ist übrigens gar nicht so schlecht, zumindest, wenn man den Kredit zur Überbrückung braucht und sich sicher ist, die Stücke bald wieder auslösen zu können. Denn die Zinsen, die gesetzlich festgelegt sind, sind teurer, als JEDER Bankkredit.
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Auch wenn es nicht so ausgesehen haben mag, wahrscheinlich hat der Angestellte dem jungen Mann sogar noch einen Gefallen getan haben. Denn mit den Kosten, die auf diesen Kredit entfallen wären, könnte der durchaus überfordert sein. Was wieder zum Beginn meiner Ausführungen führt.
VG
Cityman
P.S.: Dass es schwer bedauerlich ist, dass immer mehr Menschen diesen Weg gehen müssen, steht außer Frage. Denn das Geschäft von Pfand-/Leihäusern ist das, was aktuell wirklich noch floriert.
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dem muss ich widersprechen. Pfand-/Leihäuser machen nur einen Gewinn aufgrund der Zinsen und Gebühren, die ein Pfandkredit kostet. Von daher könnten sie im Prinzip jeden Pfand annehmen und dafür eine x-beliebige Summe auszahlen. Nun ist es aber so, dass die Pfänder dann, wenn sie nicht abgeholt werden, nach einer gewissen Zeit, frühestens vier Monaten, versteigert werden. Sollte dabei mehr als der Pfandbetrag + Zinsen herauskommen, steht der Mehrbetrag der Person zu, die den Pfand hinterlassen hat. Wird weniger erzielt, trägt das Pfandhaus den Verlust.
Nun kommt es immer auf die Art des Pfandes an. Technische Geräte wie Spielekonsolen unterliegen einem rapiden Wertverfall, wenn sie erst einmal ausgepackt und bespielt sind. Sind sie dazu noch beschädigt, sind sie aufgrund der Masse, in der es sie gibt, quasi unverkäuflich. Von daher ist es nachvollziehbar, wenn sie das Pfandhaus nicht annehmen wollte. Und auch sonst dürfte es maximal 20 - 30 Euro dafür gegeben haben.
Schmuck wird im allgemeinen zum Materialwert angenommen. Steine müssen schon Diamanten höherer Qualität sein, damit sie in die Berechnung mit einfließen. Das ist übrigens gar nicht so schlecht, zumindest, wenn man den Kredit zur Überbrückung braucht und sich sicher ist, die Stücke bald wieder auslösen zu können. Denn die Zinsen, die gesetzlich festgelegt sind, sind teurer, als JEDER Bankkredit.
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Auch wenn es nicht so ausgesehen haben mag, wahrscheinlich hat der Angestellte dem jungen Mann sogar noch einen Gefallen getan haben. Denn mit den Kosten, die auf diesen Kredit entfallen wären, könnte der durchaus überfordert sein. Was wieder zum Beginn meiner Ausführungen führt.
VG
Cityman
P.S.: Dass es schwer bedauerlich ist, dass immer mehr Menschen diesen Weg gehen müssen, steht außer Frage. Denn das Geschäft von Pfand-/Leihäusern ist das, was aktuell wirklich noch floriert.
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- Daniel123 Offline
- aktives Mitglied
- Beiträge: 168
- Registriert:Sonntag 6. Oktober 2013, 08:44
- Reputation: 125
Nachdenklich im Pfandhaus
Moin,
na das mit dem Gefallen weiß man im konkreten Fall nicht. Meinem Eindruck nach werden diese Dienstleistungen auch von Leuten die z.B. Transferleistungen beziehen genutzt, um doch nochmal am Ende des Monats Geld zum Leben zu generieren. Klar ist das an sich unwirtschaftlich, aber wenn man keinen hat oder eben aus Scham kein Geld von Freunden/Familie annehmen möchte (oder weil Mensch sich keinen Vortrag darüber anhören möchte warum man denn nicht mit dem Geld umgehen kann) ist das eine Möglichkeit zwischenzufinanzieren, und das recht unbürokratisch und ohne das es über das Konto läuft. Denn als Transferleistungsempfänger haben die meisten immer das Gefühl eines Damoklesschwert über sich und Angst vor jeder Rückfrage des Amts bzgl. der nachzuweisenden Kontoauszüge, auch wenn die Posten ggf. gar nicht zu einer Leistungskürzung führen würden. Ich habe eine Zeit lang mit Wohnungslosen gearbeitet und insbesondere da immer wieder festgestellt, wie teuer Armut ist. Wenn Dir z.B. keine Bank ein Konto einrichtet weil Du ohne festen Wohnsitz bist, läuft vieles über Verrechnungsscheck. Und damit zu hantieren kostete gefühlt immer eine horrende Gebühr.
In meiner Stadt gab es vor ein paar Jahren noch die Möglichkeit seine Münzen kostenlos bei der Landesbank in Scheine umzutauschen, die Filiale gibt es nicht mehr und nun zahlt man hier Gebühren bei ner Bank oder 10% Gebühr bei Automaten die in Supermärkten stehen. Als Direktbankkunde kenne ich das Problem, habe aber ein soziales Umfeld wo noch Menschen Kunden von Filialbanken sind und die dann alle paar Jahre meine Groschen wechseln lassen, aber die die nicht so aufgestellt sind zahlen nun 10% Wechselgebühr. Genau so ist es mit z.B. dem öffentlichen Nahverkehr. Wenn man ihn nur selten nutzt, oder man keine 60€ für das Montasticket aufbringen kann, ist man auf Einzeltickets angewiesen. Die sind in Relation aber unverhältnismäßig teuer geworden... . Naja, ich sehe dem Gewerbe der Pfandleihhäuser an sich auch sehr skeptisch entgegen, allerdings muss man sagen das dort die Preisstruktur zumindest transparent und reguliert ist. Inoffizielle Wege sind gerade in einem gewissen Milieu häufig deutlich schlechter.
Grüße
Daniel
na das mit dem Gefallen weiß man im konkreten Fall nicht. Meinem Eindruck nach werden diese Dienstleistungen auch von Leuten die z.B. Transferleistungen beziehen genutzt, um doch nochmal am Ende des Monats Geld zum Leben zu generieren. Klar ist das an sich unwirtschaftlich, aber wenn man keinen hat oder eben aus Scham kein Geld von Freunden/Familie annehmen möchte (oder weil Mensch sich keinen Vortrag darüber anhören möchte warum man denn nicht mit dem Geld umgehen kann) ist das eine Möglichkeit zwischenzufinanzieren, und das recht unbürokratisch und ohne das es über das Konto läuft. Denn als Transferleistungsempfänger haben die meisten immer das Gefühl eines Damoklesschwert über sich und Angst vor jeder Rückfrage des Amts bzgl. der nachzuweisenden Kontoauszüge, auch wenn die Posten ggf. gar nicht zu einer Leistungskürzung führen würden. Ich habe eine Zeit lang mit Wohnungslosen gearbeitet und insbesondere da immer wieder festgestellt, wie teuer Armut ist. Wenn Dir z.B. keine Bank ein Konto einrichtet weil Du ohne festen Wohnsitz bist, läuft vieles über Verrechnungsscheck. Und damit zu hantieren kostete gefühlt immer eine horrende Gebühr.
In meiner Stadt gab es vor ein paar Jahren noch die Möglichkeit seine Münzen kostenlos bei der Landesbank in Scheine umzutauschen, die Filiale gibt es nicht mehr und nun zahlt man hier Gebühren bei ner Bank oder 10% Gebühr bei Automaten die in Supermärkten stehen. Als Direktbankkunde kenne ich das Problem, habe aber ein soziales Umfeld wo noch Menschen Kunden von Filialbanken sind und die dann alle paar Jahre meine Groschen wechseln lassen, aber die die nicht so aufgestellt sind zahlen nun 10% Wechselgebühr. Genau so ist es mit z.B. dem öffentlichen Nahverkehr. Wenn man ihn nur selten nutzt, oder man keine 60€ für das Montasticket aufbringen kann, ist man auf Einzeltickets angewiesen. Die sind in Relation aber unverhältnismäßig teuer geworden... . Naja, ich sehe dem Gewerbe der Pfandleihhäuser an sich auch sehr skeptisch entgegen, allerdings muss man sagen das dort die Preisstruktur zumindest transparent und reguliert ist. Inoffizielle Wege sind gerade in einem gewissen Milieu häufig deutlich schlechter.
Grüße
Daniel