Zylinderbuerau aus dem Norden
Die faszinierende Welt antiker Möbel und Stilmöbel! Hier findest du alles, was dein Herz begehrt: Bestimmung von Stil und Alter, spannende Diskussionen über Möbelgeschichte, wertvolle Tipps zur Pflege und Restaurierung – und natürlich jede Menge Inspiration! Egal ob du stolzer Besitzer eines antiken Erbstücks bist, deine Wohnung mit Vintage-Möbeln einrichten möchtest oder einfach nur neugierig bist – hier bist du genau richtig!
Forumsregeln
Damit wir dir bestmöglich helfen können, beachte bitte folgende Regeln, wenn du ein Möbelstück zur Beurteilung einstellst:
Bilder: Stelle gute Bilder des gesamten Objekts von mehreren Seiten zur Verfügung.
Nahaufnahmen: Mache Nahaufnahmen von allen Holzverbindungen, Beschlägen und eventuellen Besonderheiten.
Informationen: Teile alle vorhandenen Informationen zu Herkunft und Historie des Möbelstücks mit.
So können wir uns ein umfassendes Bild von deinem Möbelstück machen und dir die bestmögliche Unterstützung bieten.
- Idealist47 Offline
- erfahrenes Mitglied
- Beiträge: 582
- Registriert:Samstag 20. Mai 2017, 12:43
- Reputation: 1792
Zylinderbuerau aus dem Norden
Moin
Glutinleimauswahl gestaltet sich oft nicht einfach. Fischleim aus Fischreste hergestellt ist ein sehr dehnfähiger Leim, der vorteilhaft beim Abkühlen
flüssig bleibt.
Ich entscheide die Leimauswahl nach möglichen Schwund/Quellverhalten in einer Holzkonstruktion und wie hoch die maximale Bindekraft ist.
Auch spielt der Anschaffungspreis eine Rolle.
Z.b. Bretter als Füllungen, die im genuteten Rahmen fixiert sind und die Fuge sich gelöst hat, nehme ich einen nicht so dehnfähigen Leim. Knochenleim
reicht völlig aus. Auch Zierteile werden so wieder gefestigt.
Für Furnierblätter aufreiben, benutze ich einen gemischten Leim aus Haut-und Knochen.
Fischleim flüssig ( im Handel ) gerne für Sitzmöbel.
Nun hast du einen Riss, den du mit langen Zwingen zusammenbringen willst. Ich gebe nicht sehr gerne viel Spannung auf entstandene Risse. Oft ist es
vorteilhafter gegenüber der Konstruktion diesen mit eingelegten doppelten Schwalbenschwänzen zu sichern und diesen auszuspanen.
Die Schlitzschrauben machen sicher den Eindruck, das diese gegenüber den handgeschmiedeten Nägeln nicht dazugehören.
Aber generell ist die Schlitzschraube auch in dieser Epoche bekannt. Sie wurde noch häufig von Hand hergestellt. Man kann diese Arbeit auch erkennen.
Mit fällt in auf dem zweiten Bild auf... eine gezinkte Gehrungsverbindung. Sehr aufwendig in der Herstellung und Zeugnis guter Qualität.
Meinst du diese Aufwölbung vorne oben als Riss?
Wenn ja, so würde nach der Leimpressung eine Restspannung verbleiben. Ein Richten würde daher angenehmer sein.
Würde dieses nach Bedarf näher erklären.
weiterhin gutes Gelingen
Gruß Martin
Glutinleimauswahl gestaltet sich oft nicht einfach. Fischleim aus Fischreste hergestellt ist ein sehr dehnfähiger Leim, der vorteilhaft beim Abkühlen
flüssig bleibt.
Ich entscheide die Leimauswahl nach möglichen Schwund/Quellverhalten in einer Holzkonstruktion und wie hoch die maximale Bindekraft ist.
Auch spielt der Anschaffungspreis eine Rolle.
Z.b. Bretter als Füllungen, die im genuteten Rahmen fixiert sind und die Fuge sich gelöst hat, nehme ich einen nicht so dehnfähigen Leim. Knochenleim
reicht völlig aus. Auch Zierteile werden so wieder gefestigt.
Für Furnierblätter aufreiben, benutze ich einen gemischten Leim aus Haut-und Knochen.
Fischleim flüssig ( im Handel ) gerne für Sitzmöbel.
Nun hast du einen Riss, den du mit langen Zwingen zusammenbringen willst. Ich gebe nicht sehr gerne viel Spannung auf entstandene Risse. Oft ist es
vorteilhafter gegenüber der Konstruktion diesen mit eingelegten doppelten Schwalbenschwänzen zu sichern und diesen auszuspanen.
Die Schlitzschrauben machen sicher den Eindruck, das diese gegenüber den handgeschmiedeten Nägeln nicht dazugehören.
Aber generell ist die Schlitzschraube auch in dieser Epoche bekannt. Sie wurde noch häufig von Hand hergestellt. Man kann diese Arbeit auch erkennen.
Mit fällt in auf dem zweiten Bild auf... eine gezinkte Gehrungsverbindung. Sehr aufwendig in der Herstellung und Zeugnis guter Qualität.
Meinst du diese Aufwölbung vorne oben als Riss?
Wenn ja, so würde nach der Leimpressung eine Restspannung verbleiben. Ein Richten würde daher angenehmer sein.
Würde dieses nach Bedarf näher erklären.
weiterhin gutes Gelingen
Gruß Martin
Restaurator im Handwerk ``Holzobjekte`` / Flechtwerkgestalter
- wib Offline
- erfahrenes Mitglied
- Beiträge: 569
- Registriert:Sonntag 25. November 2018, 19:16
- Reputation: 1670
Zylinderbuerau aus dem Norden
Lieber Martin, danke für die Anwort.
Ja, ich sah die Schrauben und war etwas geschockt- aber dann habe ich im www nachgelesen, und das deckt sich mit dem, was du schreibst und hat mich wieder runtergeholt.
Meinen selbstangesetzten Fischleim nehme ich bisher nur um das hochgekommene Furnier wieder anzuleimen. Ich finde es ganz gut, das er kaum eine eigene Farbe hat und kann mir vorstellen, dass der sich zum Herstellen von Holzkitt gut eignen. Ansonsten habe ich in den letzten Jahren alles was mir zum Leimen unter die Finger gekommen ist mit Haut-und Knochenleim behandelt.
Ich schick zum Riss noch mal ein besseres Bild mit. Und eigentlich ist Riss auch nicht der richtige Ausdruck; auf der einen Seite hat sich die verleimte Fuge zwischen zwei Brettern gelöst und auch die Verbindung der Ecke aufgedrückt. Der Spalt zieht sich auch durch den halben Boden. Und tatsächlich seht er unter Spannung und lässt sich nicht einfach wieder zusammendrücken.
Aber vielleicht habe ich den Grund dafür gefunden, denn unter dem Boden sind zwei dicke Querbalken festgenagelt (Mit jeweils zwei dicken handgeschmiedeten Nägeln, die partout nicht rauswollen)
Hier die Fotos dazu ... und man kann im Spalt wunderbar die handgeschnittenen Dübel sehen...... Boden von unten: Der Spalt an sich würde mich noch nicht mal wirklich stören, die offene Ecke schon.
Noch ein Foto vom ausgebauten Zylinder, da leim ich gerade Furnier nieder:
Viele Grüße
Wiebke
Ja, ich sah die Schrauben und war etwas geschockt- aber dann habe ich im www nachgelesen, und das deckt sich mit dem, was du schreibst und hat mich wieder runtergeholt.
Meinen selbstangesetzten Fischleim nehme ich bisher nur um das hochgekommene Furnier wieder anzuleimen. Ich finde es ganz gut, das er kaum eine eigene Farbe hat und kann mir vorstellen, dass der sich zum Herstellen von Holzkitt gut eignen. Ansonsten habe ich in den letzten Jahren alles was mir zum Leimen unter die Finger gekommen ist mit Haut-und Knochenleim behandelt.
Ich schick zum Riss noch mal ein besseres Bild mit. Und eigentlich ist Riss auch nicht der richtige Ausdruck; auf der einen Seite hat sich die verleimte Fuge zwischen zwei Brettern gelöst und auch die Verbindung der Ecke aufgedrückt. Der Spalt zieht sich auch durch den halben Boden. Und tatsächlich seht er unter Spannung und lässt sich nicht einfach wieder zusammendrücken.
Aber vielleicht habe ich den Grund dafür gefunden, denn unter dem Boden sind zwei dicke Querbalken festgenagelt (Mit jeweils zwei dicken handgeschmiedeten Nägeln, die partout nicht rauswollen)
Hier die Fotos dazu ... und man kann im Spalt wunderbar die handgeschnittenen Dübel sehen...... Boden von unten: Der Spalt an sich würde mich noch nicht mal wirklich stören, die offene Ecke schon.
...auch wenn du mit der kunstvollen Verbindung recht hast; sie wurde verdeckt gezinkt und das soll auch wieder so werden; aber was auffällt: die Zinkungen in diesem Möbelstück sind klasse und sehr präzise gearbeitet, da konnte vor 200 Jahren jemand sein Handwerk.
Noch ein Foto vom ausgebauten Zylinder, da leim ich gerade Furnier nieder:
Viele Grüße
Wiebke
- reas Offline
- sehr erfahrenes Mitglied
- Beiträge: 1488
- Registriert:Montag 21. Oktober 2013, 22:54
- Reputation: 4519
Zylinderbuerau aus dem Norden
Süß das letzte Bild, kommt mir sehr bekannt vor ':)
Handwerklich begabte Menschen gab es schon immer, ich finde die Zinkung am Zylinder wunderschön aber Du weißt schon dass der Sekretär etwas besonderes ist!
- Idealist47 Offline
- erfahrenes Mitglied
- Beiträge: 582
- Registriert:Samstag 20. Mai 2017, 12:43
- Reputation: 1792
Zylinderbuerau aus dem Norden
Guten Abend
Nun wäre nach meiner Erfahrung ein erneutes Zusammenfügen nicht ratsam. Oben und unten werden die zwei Bretter ( Esche ) in den Zinken gehalten.
Dazu kommen zwei verschiedene Holzarten, die miteinander verzinkt sind, aber nicht exakt gleiche Schwund- und Quellverhalten aufweisen.
Zu dem könnte es Probleme geben, das der Zylinder Spannung bekommt und später sich beim Betätigen verkantet.
Oben die aufgegangene verdeckte verzinkte Verbindung wäre spannungsfreier zu bekommen, wenn man diesen Bereich lange mit feuchten Tuch und
Bügeleisen dämpft. Die Holzfasern sind auf der Fläche der Hohlkehle gestaucht und können wieder entspannt werden.
Diese aussschließlich nur trocken mit Zwingen zu leimen, könnte wieder aufgehen.
Die Fuge scheint eine alte Leimfuge zu sein. Diese könnte man mit Holzstreifen, die gegensätzlich etwas keilförmig gehobelt sind verschließen. Aber nur auf
einer Seite verleimen.
Das letzte Bild zeigt mir eine Leiste, die den gesamten Korpus trägt. Hier dürfte sich die Spannung minimieren, wenn diese abgenommen wird.
Ich würde diese Nägel entfernen.
Ein Beispiel für eine neue Festigung und Entlastung ( s. Zeichnung )...
Schlitzschrauben wären ja erlaubt. In dieser Leiste könnte man abgesetzte Langlöcher einarbeiten und die Leiste mit Schlitzschrauben z.b. Halbrundkopf,
verschrauben. Mag sicher nicht die beste Möglichkeit im restauratorischen Sinne sein, aber diese Lösung ist nicht sichtbar.
Nur eine Idee
Nun wäre nach meiner Erfahrung ein erneutes Zusammenfügen nicht ratsam. Oben und unten werden die zwei Bretter ( Esche ) in den Zinken gehalten.
Dazu kommen zwei verschiedene Holzarten, die miteinander verzinkt sind, aber nicht exakt gleiche Schwund- und Quellverhalten aufweisen.
Zu dem könnte es Probleme geben, das der Zylinder Spannung bekommt und später sich beim Betätigen verkantet.
Oben die aufgegangene verdeckte verzinkte Verbindung wäre spannungsfreier zu bekommen, wenn man diesen Bereich lange mit feuchten Tuch und
Bügeleisen dämpft. Die Holzfasern sind auf der Fläche der Hohlkehle gestaucht und können wieder entspannt werden.
Diese aussschließlich nur trocken mit Zwingen zu leimen, könnte wieder aufgehen.
Die Fuge scheint eine alte Leimfuge zu sein. Diese könnte man mit Holzstreifen, die gegensätzlich etwas keilförmig gehobelt sind verschließen. Aber nur auf
einer Seite verleimen.
Das letzte Bild zeigt mir eine Leiste, die den gesamten Korpus trägt. Hier dürfte sich die Spannung minimieren, wenn diese abgenommen wird.
Ich würde diese Nägel entfernen.
Ein Beispiel für eine neue Festigung und Entlastung ( s. Zeichnung )...
Schlitzschrauben wären ja erlaubt. In dieser Leiste könnte man abgesetzte Langlöcher einarbeiten und die Leiste mit Schlitzschrauben z.b. Halbrundkopf,
verschrauben. Mag sicher nicht die beste Möglichkeit im restauratorischen Sinne sein, aber diese Lösung ist nicht sichtbar.
Nur eine Idee
Restaurator im Handwerk ``Holzobjekte`` / Flechtwerkgestalter
- wib Offline
- erfahrenes Mitglied
- Beiträge: 569
- Registriert:Sonntag 25. November 2018, 19:16
- Reputation: 1670
Zylinderbuerau aus dem Norden
Idealist47 hat geschrieben: ↑Sonntag 9. Februar 2020, 21:44 Das letzte Bild zeigt mir eine Leiste, die den gesamten Korpus trägt. Hier dürfte sich die Spannung minimieren, wenn diese abgenommen wird.
Das stimmt, denn ich hab die Leiste (besser den Balken) ab. Die Nägel sind 7cm lang....
...und es zeigt sich, das sich nun der Spalt unten schon ein ganzes Stück schließen lässt.
Ich hab mich nach dem Sinn der Leiste gefragt, und ob an ihr irgenwann einmal Füße befestigt waren, die ja fehlen. Aber es sind keine Anzeichen dafür zu erkennen.
Vielleicht ist der Sekretär ja nie ganz fertiggeworden und irgendein frischgebackener Lehrling hat die anstelle der üblichen Klotzfüsse daruntergenagelt?
Warscheinlich ist es aus restauratorischer Sicht nicht möglich, die einfach wegzulassen und Füße darunter zu setzen? :-.
Ansonsten geht sicher deine Schraubenvariante auch, dann darf man nur die Schraube nicht zu fest anziehen.
Super Tipp, den werd ich ausprobieren- verändert sich die Holzfarbe durchs Dämpfen? Es ist schon deutlich, daß das "wildgewachsene " Holz der Deckplatte so einiges an Spannungen in sich trägt, vielleich kann ich die ganze Platte bügeln?Idealist47 hat geschrieben: ↑Sonntag 9. Februar 2020, 21:44 Oben die aufgegangene verdeckte verzinkte Verbindung wäre spannungsfreier zu bekommen, wenn man diesen Bereich lange mit feuchten Tuch und
Bügeleisen dämpft. Die Holzfasern sind auf der Fläche der Hohlkehle gestaucht und können wieder entspannt werden.
Gerade tost hier der Orkan um Haus, das ist richtig laut
Grüße
Wiebke