Silber-Zuckerdose Herkunft? Punzen?

[jancarl]

Was für eine Zuckerdose könnte das sein. Grösse ca. 17x12x10 cm. Wer kann Angaben zu den gezeigten Punzen machen? Oberhalb des Tremolierstriches findet sich ein "F" und evtl. ein "P". Links neben dem Tremolierstrich möglicherweise ein geschwungenen "V", die rechte Punze kann ich gar nicht identifizieren. Weitere Stempel finde ich keine, auch auf dem kleinen Schlüssel finde ich keine Punze. Das Stück kommt whs. aus Norddeutschland.
Ich habe noch keine grösseren Reinigungsarbeiten durchgeführt aus Angst etwas zu zerstören. Falls für die Identifikation notwendig werde ich mich mit Silberputzmittel und einem feinen Lappen einmal an die Arbeit machen.
Ich danke für alle Inputs!!

IMG_0231 (2).jpg (2.29 MiB) 1080 mal betrachtet

IMG_0230 (2).jpg (2.69 MiB) 1080 mal betrachtet

IMG_0229 (2).jpg (2.38 MiB) 1080 mal betrachtet

IMG_0235.JPG (3.5 MiB) 1080 mal betrachtet

IMG_0235(2).jpg (377.3 KiB) 1080 mal betrachtet

[allina20032]

Guten Tag,

ich versuch mich mal an den Punzen.

Ich unterstelle, dass die Silberprobe (Tremolierstrich) ergeben hat, dass das Stück Massiv Silber ist.

Die Punze rechts von dem Strich sieht aus wie das Stadtzeichen von Berlin in Brandenburg.
[Gäste sehen keine Links]

Den englischen Text hab ich mal übersetzt.
Zitiert:
"um 1745 wurde ein Buchstabe (der den Prüfer angibt) im Kreis des stehenden Bären hinzugefügt. Ab 1818 wurde ein separates Buchstabenzeichen hinzugefügt, um den sekundären Prüfer anzuzeigen. Dies wird zusätzlich zum Buchstaben des primären Prüfers innerhalb des Bärenzeichens erscheinen"

Auf Deinem Stück ist da ein Buchstabe, der - obwohl wie ein "R" aussieht, auch ein "N" wie auf der Stadtmarke sein könnte.

Also ab 1745 wäre der Buchstabe im Punzenrund des Bären dazugekommen.
Ab 1818 signiert ein zweiter Beschauer durch ein weiteres Buchstabenzeichen.

Jetzt wird es - auch für mich spannend.
Dieses "FT" - oder sollte es ein FI" - sein könnte das Buchstabenzeichen des zweiten Beschaumeisters sein.

Es KÖNNTE - oder ist es der Silberschmied?

Je nachdem wie man die "Beschauer/Stadtpunze" auflöst gibt es Rückschlüsse auf das Alter der Dose.

Für "FT" hab ich keinen Namen.

Die weitere Punze links - die wie ein Krug aussieht - könnte auch der Hersteller sein.
Hab ich auch nicht gefunden.

Mehr kann ich Dir leider nicht sagen.
Altes Silber ist nicht mein Spezialgebiet.

Was mich noch verwundert ist der Schlüssel an einer Zuckerdose. War Zucker noch so teuer, dass man es wegschliessen musste oder hat die Dose doch eine andere Funktion.

Solche Fragen sind auch für mich immer wieder der Versuch mich da einzuarbeiten

Unsere Spezialisten für altes Silber werden meine Angaben sicher noch korrigieren und ergänzen.

Es grüßt

Ali

[marker]

Guten Tag, tippe eher auf ein K neben dem Bären für den ersten Beschaumeister, bis R sind die nicht gekommen. Ganz links auf dem Kopf stehend ein A für den zweiten Beschaumeister Andreack (wenn ich das aus dem Gedächtnis so richtig wiedergebe). Tremolierstich/Tremulierstrich für 12 Lot, FT ist eher eine Verkäufermarke. Gruss marker

[Silberpunze]

So, da bin ich
Im Scheffler ist es die Nr.2194 MZ; 452
Johann Friedrich Pritzel, geboren am 28.1.1822 als Sohn eines Schlossergesellen. Er lernt 1836-41 bei Diedrich und heiratet am 9.11.1844 Henrielle Emilie Mathide Herting.
Ihm wird ein Zuckerkasten mit dem MZ: "F P" zugeschrieben.
Das Problem ist dabei, dass die Kombination K/A von 1819 — 1842 verwendet wurde.
Demnach hätte er diesen Zuckerkasten im Alter von ca. 20 Jahren angefertigt und es ist fraglich, ob er da schon Meister war.

Jetzt müsste man man die Alten Adressbücher von Berlin um 1830-40 untersuchen, ob zu besagtem Zeitraum ein weitere Gold- und/oder Silberarbeiter genannt wird.
Darauf habe ich aber gerade keine Lust. :upside_down_face:

[Silberpunze]

OK ... ich habe es doch getan und mal 1842 geschaut, was da so unter dem Buchstaben P zu finden ist.
[Gäste sehen keine Links]
S.328 zeigt einen F. Philip, Silberarbeiter
zwar zeigt S.334 einen Goldarbeiter Pritzsche, aber es wird kein Vorname genannt
und Pritzel und Pritzsche klingen zwar ähnlich, aber ich tippe doch auf ersteren.
[Gäste sehen keine Links]

Ergänzung: 1840 wird ein C.F.W.Philipp als Werkführer in der Neusilberfabrik genannt. Ob es sich um die selbe Person handelt, kann ich nicht sagen.
Es bleibt also vorerst spekulativ.

[jancarl]

Darf ich "Silberpunze" fragen, was mit dem "Scheffler" gemeint ist?
Und vielen Dank für Eure zahlreichen Informationen!!

[redfox]

Hier
[Gäste sehen keine Links]
und anderswo kannst du das nachlesen und nachschauen...
Gruß redfox

Ich hoffe, @silberpunze sieht mir diese Antwort nach...
und hoffentlich ist sie auch zutreffend... :upside_down_face:

[nux]

was mit dem "Scheffler" gemeint ist?

das von @redfox in diesem Fall spezifische Buch zu Berlin genannte ist nur eines von so einigen von dem Wolfgang Scheffler - dort kannst Du die anderen Bände auch genannt sehen [Gäste sehen keine Links]

Gruß
nux