Louis Philippe Polsterstuhl

[Simon10]

Hallo zusammen,

da ich noch einen Stuhl gebrauchen kann, habe ich eBay nach einem günstigen, abgerockten Exemplar durchforstet. Gefunden habe ich dieses gute Stück. Gekostet hat es mich 35€ plus 10€ Versand. Angeboten als „Spätbiedermeier Mahagoni Stuhl“.
Das Holz könnte auch Nussbaum sein. Geplant ist, den Stuhl wieder aufzuarbeiten. Ich werde ihn mit Schellack polieren und meine ersten Erfahrungen damit sammeln. Danach würde ich mich an einer “Do it yourself“ Polsterung versuchen, wobei mich die kaum entfernbaren Nägel entmutigt haben. Auch habe ich nicht gedacht, dass Federn im Stuhl sind (das hätte man bei den Bildern ahnen können).

Das Sitzpolster ist natürlich ein Graus, die Polsterung darunter war dermaßen verstaubt und auch beschädigt, dass ich sie entfernt habe. Die Federn sind auch verrostet und auf den Gurten lag ein Berg von Staub und Dreck. Das Gobelin am Rücken war leider auch löchrig und regelrecht dreckverkrustet, weshalb ich auch dieses entfernt habe. Die Borte war aufgeklebt und lies sich leicht entfernen.
Jetzt habe ich ein Stuhgestell mit unzähligen Nägeln, die sich kaum entfernen lassen. Die Neueren, mit denen der hässliche Sitzbezug festgenagelt wurde, gingen alle gut raus. Die alten, Vierkant Nägel allerdings nicht. Da reißt man hauptsächlich den Nagelkopf ab.

Falls jemand irgendwelche Tipps zum Nägel entfernen hat, wäre ich sehr dankbar. Ansonsten würde mich wieder das Alter (+-1860?) und die Holzart interessieren.

liebe Grüße,
Simon

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[Simon10]

Hier noch ein paar Bilder:

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[Simon10]

Und das Skelett:

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[Nvntivs]

Also - das Alter hast du ja schon ganz gut genannt.
Der Stuhl ist bis auf den Sitzflächenbezug auch definitiv original. Daher würde ich versuchen so viel wie möglich an dem zu erhalten.

Die antiken Innereien - auf jeden Fall! Genauso wie die Gurte unten, würde ich auch nicht anfassen.

ABER, das Instandsetzen von antiken Stühlen hat es echt in sich. Anders als Schränke, Tische oder Sekretäre erfahren Stühle sehr viel dynamische Belastung. Sprich du sitzt ja nicht wie ein Stein auf einem Stuhl, sondern bewegst dich immer wieder hin und her. Das führt dazu, dass die Lastverteilung sich ebenfalls immer wieder verschiebt.
Bei beabsichtigter regelmäßiger Benutzung kann das selbst einem ursprünglich augenscheinlich stabilen Stuhl schnell den Rest geben.

Fängt man dann noch mit der mechanischen Bearbeitung an, also Hammer, Bohrer usw - ist es immer Glückssache. Da können sich schnell alte Verbindungen unerwartet lösen und man hat mehr Arbeit vor sich als zuvor.

Dazu muss man bedenken, dass die Menschen damals WIRKLICH sehr viel kleiner waren als heute. Sprich waren solche Möbel nicht unbedingt für heutige Gewichte gedacht. Gerade bei Sofas merkt man das sehr oft, wenn man beim Hinsetzen in denen regelrecht versinkt.

Das alles hat mich persönlich dazu getrieben, dass mein Bürosessel im Arbeitszimmer tatsächlich als einziges Stück nur ein Stilmöbel ist und nicht mit einem Original der Zeit ersetzt wird.

edit: tja... schade, den Beitrag abgeschickt und dann kommen die Bilder von der "Ausweidung" :weary:

[nux]

ja, krass, man nimmt doch wenn's irgend noch geht, die Federn nicht raus -_- - weil das wird eine Heidenarbeit, da neue reinzutun (oder die alten aufgearbeitet) - mal in die Mitte eines bestehenden Beitrags reingezappt Drei Stühle und kein Ende - den aber gern von Beginn an bis zum schönen Ende hin verspeisen

Und - wie da auch zu lesen steht, umgesetzt wurde: Rosshaar kann man einfach mit Haarshampoo waschen, trocknen lassen und wieder nehmen.

[Simon10]

Hallo zusammen,

da hätte ich wohl einen Thread starten sollen, bevor ich mich da rantraue.
Die Gurte waren komplett mit Dreck und Staub verkrustet, die Federn waren rot vom Rost (auf den Bildern schlecht zu erkennen). Das Polstermaterial ist quasi in den Händen zerbröselt und es kam auch da wieder Staub ohne Ende raus. Nichts desto trotz wird das natürlich ein Staatsakt, einen neuen Federkorb reinzumachen. Vielleicht gibt es ja eine alternative Polstermoeglichkeit.
Das alte werde ich aus hygienischen Gründen (riecht auch entsprechend) lieber nicht mehr verwenden.

Grüße,
Simon

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[reas]

ABER, das Instandsetzen von antiken Stühlen hat es echt in sich.

der Meinung bin ich auch.. deshalb habe ich meinen Louis Philippe Stuhl nur optisch aufgearbeitet ansonsten dient er nur als Deko..hat nur 8€ gekostet.
Gratulation zum Kauf, so wie es jetzt von den Fotos aussieht ist es Palisander Holz
. sehr edel

[Simon10]

Hallo reas,

ja, das wird ein Mammutprojekt, falls es gelingen sollte. ich werde sicher Abstriche machen und nicht versuchen, das Polster originalgetreu nachzubauen. Eventuell klappt es ja mit Jutegurten, einem fertigen Federkorb mit Ketten, Fassonleinen und Schaumstoff. Ich will den Stuhl benutzbar machen.
Wenn es wirklich Palisander ist, wäre das wirklich toll!

Grüße,
Simon

[wib]

Hallo Simon,
zum Mutmachen: bevor ich mich an die Polsterung der drei Stühle (mit doch einem guten Ende :slightly_smiling_face: ) herangetraut habe, hatte ich noch nie einen Federkorb geschnürt. Es ist machbar und es lohnt sich! Ich habe mich damals auch mit etlichen festsitzenden Nägeln abgeplagt.... habe mir einen Nagelheber gekauft, das hat schon ein wenig geholfen. Außerden habe ich einige Nägel dadurch rausbekommen, dass ich sie mit dem Lötkolben erhitzt habe. Dadurch brennen sie sich sozusagen frei. Aber auch das hat nicht immer funktioniert. Den Rest habe ich einfach so kurz wie möglich abgekniffen und mit einem Versenkstift versenkt.
Ich an deiner Stelle würde soviel Material, wie es geht, wiederverwenden. Gewaschen muffelt das Rosshaar nicht mehr. Die Federn, wenn sie noch funktionieren und Spannkraft haben, haben genau die richtige Größe etc. Du hast zudem ein Foto, das zeigt dir, wie die Federn vorher positioniert waren.

Dieses Video aus der Mediathek lohnt sich und auch sonst kannst du einiges im www finden

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Liebe Grüße und gutes Gelingen -
Wiebke

[Simon10]

Liebe Wiebke,

vielen Dank für deinen Mutzuspruch und deine super Tipps und Links! Ich werde es mit dem Lötkolben versuchen.
Die Federn werde ich reinigen und so gut es geht schonend entrosten. Wirklich gut sind sie glaube ich nicht mehr, aber ich teste es mal. Die Sitzprobe war jedenfalls nicht prickelnd, wobei die Thematik mit dem Gewicht bereits genannt wurde. Außerdem wurde offensichtlich lange und viel darauf gesessen, sonst hätte sich die Polsterung innen nicht so stark pulverisiert (Druck und Reibung durch das ständige Komprimieren der Federn.
Die Jutegurte hatten jedenfalls kaum Spannung und ließen sich extrem leicht, teilweise mit den Händen entfernen. Die Stabilität und strukturelle Integrität war nicht mehr gegeben. Ich denke, der Stuhl stand eventuell ab und an im Regen oder wurde zumindest bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit gelagert.
Nichts desto trotz bereue ich die Entfernung, nächstes Mal werde ich nicht so hastig ans Werk gehen. Die Gurte hätte man eventuell etwas straffen oder stabilisieren können.

Deinen Thread habe ich mit großem Interesse, Staunen und Respekt verfolgt! Das bis zum Ende so durchzuziehen, ist schon ne Nummer!
Das ganze Polster ist wie gesagt durch Reibung und Druck durch die Federn regelrecht pulverisiert worden. Beim Auspacken des Stuhls hat sich bereits ein Häufchen selbständig gemacht. Überall in der Wohnung lagen 1-2cm große Haarfragmente und anderes Zeug. Es war wirklich eklig und ich hatte auch eine Maske auf.
Das Waschen und Aufbereiten möchte ich daher lieber nicht machen. Aber ich behalte es mal im Hinterkopf, danke für den Tipp