Alte Kupfer Gussform für gestiefelte Spielzeug Gummi Hähne?

[Eselsbrückenbauer]

Hallo,

heute möchte ich ein Stück vorstellen, das ich vor ca. 25 Jahren in Hamburg auf einem Flohmarkt erstanden habe.

Das Teil hatte mich auf den ersten Blick fasziniert. Die "Räuberpistole", die mir der griechische Verkäufer über die Herkunft erzählte, wäre gar nicht nötig gewesen um einen Kaufzwang bei mir auszulösen. Der gute Mensch behauptete, dass ein Kumpel von ihm das Teil beim Tauchen vor der griechischen Küste im Meer gefunden habe.

Daran hatte ich zwar damals schon ernsthafte Zweifel, aber ich wollte das Ding unbedingt haben, weil es für mich sooo besonders und ungewöhnlich aussah. Immerhin gelang es mir mühsam, den zuerst geforderten Kaufpreis i.H.v. DM 100 auf "nur" 50 herunter zu handeln.

Zunächst hatte ich freischweifend ahnungslos die Assoziation `Südost Asien, Bali´ oder so und lief damit nach einiger Zeit ins damals so genannte `Völkerkundemuseum´ in HH um das Ding einer Fachperson zur Begutachtung zu zeigen. Diese gab sich aber ahnungslos in Bezug auf das Objekt und empfahl mir, es doch mal im Museum für Kunst und Gewerbe vorzustellen. Aber das habe ich dann nie gemacht.

Stattdessen drehte und wendete die die hohle Figur immer wieder und schaute mir endlich auch die Innereien genauer an, bis ich eines Tages die Idee hatte, dass es sich um eine Gussform für eine Spielzeugfigur aus Latex oder einem ähnlich flexiblen Material handeln könnte. Vermutlich könnten damit gestiefelte Gummihähne hergestellt werden, die deutlich anders aussehen würden, als das Äußere vermuten läßt.

Innen ist die Figur nämlich komplett bis in den Kopf hinein mit einem Muster auf der Kupferfläche versehen. Warum sollte das bis tief ins Innere so gestaltet sein, wenn nicht für eine Gussform?

Am Bürzel, kurz bevor dieser in den restlichen Leib übergeht, gibt es ein Loch, was (wenn meine Theorie stimmt) zum Einfüllen der Gussmasse gedient haben könnte. Auch hätte mensch durch das Loch hindurch vielleicht etwas nachhelfen können beim Lösen des Gusses aus der Form.

Mich würde brennend interessieren, ob hier jemand sowas schon mal gesehen hat und ob meine Gussform Vermutung vielleicht sogar plausibel verifiziert oder falsifiziert werden kann.

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Weiß jemand, ob Spielzeug Gummi Figuren früher irgendwann mit solchen aufwendigen Formen hergestellt wurden?

Wenn ja: Wer ?, Wo?, Wann? usw.

Wenn nein: Was könnte es stattdessen auf sich haben mit diesem für mich immer noch etwas rätselhaften Ding?

Warum hat der komische Hahn halbhohe Stiefel mit großen Schleifen an? Sowas trägt doch sonst niemand, warum also ein Hahn??? :nerd:

Die Figur ist 17,5 cm hoch, besteht, wie gesagt, aus Kupfer und wiegt stattliche 1026 Gramm.

[el tesoro]

Hola,
anhand der Bilder tippe ich da eher auf eine Skulptur in der Technik der verlorenen Form.
Das Motiv stammt aus einem spanischem Weihnachtsmärchen namens

El gallo de las botas amarillas
Der Hahn mit den gelben Stiefeln

[Eselsbrückenbauer]

Hola,

ein herzliches muchas gracias für den Hinweis auf das Märchen. Ich habe kurz geschaut und tatsächlich gibt es offenbar diese Fantasie Figur!
Ich bin begeistert endlich einen nachvollziehbaren thematischen Erklärungsansatz für die Figur zu haben.

Wobei meine Sprachfähigkeiten im Spanischen leider so begrenzt sind, dass ich auf die Schnelle noch nicht umfassen kann, was es mit diesem ballo de las botas amarillas auf sich hat. Was ist das für ein W. Märchen?

Spielt das in der spanischen Kultur bzw. Kinderverwirrung eine irgendwie relevante Rolle? Wie ist der Charakter des ominösen Hahnes mit den gelben Stiefeln strukturiert?

¿A donde vas ballo de las botas?

Wenn das eine Skulptur sein soll, die so wie sie ist rumstehen soll, warum dann der Aufwand für die reliefartige Ausschmückung des kompletten Inneren?

Ich muss leider zugeben, dass ich wenig Ahnung habe von einigen eigentlich sehr interessanten Techniken der Skulpturenerschaffung.

[Eselsbrückenbauer]

Oje, ein Aufmerksamkeitsdefizit auf meiner Seite hat dazu geführt, dass ich aus dem Gallo einen "Ballo" gemacht habe. Dafür bitte ich um Entschuldigung insbesondere bei dem Hahn und bei el tesoro.

[el tesoro]

da kann ich leider auch nicht weiterhelfen, was die Gusstechniken betrifft, das kannst Du ja leicht im Internet recherchieren.
Das Märchen wird meist zur Weihnachtszeit von den Kindern aufgeführt. Ich habes mal von deepl übersetzen lassen
[Gäste sehen keine Links]
" Der Hahn mit den gelben Stiefeln

Es war einmal ein alter Mann, der hatte einen Hahn. Der alte Mann war so arm, dass er nicht genug verdiente, um sich und den Hahn zu ernähren. Also ging der Hahn in die Welt hinaus. Der Hahn krähte: "Ich muss mein Glück suchen, um meinen Herrn aus seinem Elend zu befreien...". Plötzlich sah er eine Tasche mitten auf der Straße liegen. Der Hahn war sehr glücklich, als er sah, dass sich in der Tasche zwei Goldmünzen befanden.

Er hob die Tasche in seinem Schnabel auf und beschloss, zum Haus seines Herrn zurückzukehren. Auf dem Weg dorthin stieß er auf die Kutsche des reichsten Mannes der Region. Der reiche Mann rief: "Kutscher, bring mir den Beutel mit dem Hahn im Schnabel". Der reiche Mann steckte die beiden Goldmünzen in seine Tasche und machte sich auf den Weg. Der Hahn hinter der Kutsche rief immer wieder: "Quiquiriqui, quiquiriquero, gib mir mein Geld zurück...".

Der reiche Mann wurde sehr wütend und rief: "Kutscher, halte bei dem Brunnen an und wirf den widerspenstigen Hahn hinein". Als der Hahn in den Brunnen fiel, begann er Wasser zu schlucken. Schluck, er trank das ganze Wasser des Brunnens aus, sprang heraus und rannte dem Wagen hinterher, indem er rief: "Quiquiriqui, quiquiriquero, gib mir mein Geld zurück..." "Verdammter Hahn, ich werde dir geben, was du verdienst", protestierte der reiche Mann.

Als sie in seinem Haus ankamen, sagte er zu der Köchin: "Steck den Hahn in den Ofen." Als der Hahn sich in den Flammen wiederfand, schüttete sie das ganze Wasser aus dem Brunnen. Der Ofen ging aus, die Küche wurde überflutet und das Wasser lief über das ganze Haus. Der Hahn kam aus dem Ofen und begann am Fenster des reichen Mannes zu picken: "Quiquiriqui, quiquiriquero, gib mir mein Geld zurück...".

"Schmeißt den Hahn in den Stall", rief der reiche Mann. Da warfen die Diener den Hahn mitten in die Ochsen- und Kuhherde, damit er zerquetscht würde. Aber der Hahn fing an, alle Ochsen und Kühe zu verschlingen, einen nach dem anderen. Als er mit allen Herden fertig war, war der Hahn so groß wie ein Berg. Er ging zum Fenster des reichen Mannes und rief: "Quiquiriqui, quiquiriquero, gib mir mein Geld zurück...".

Der reiche Mann stieß den Hahn in den Keller, wo er all seine Reichtümer aufbewahrte. "Mal sehen, ob du an einer Münze erstickst", dachte der reiche Mann. Aber der Hahn hat all diese Reichtümer geschluckt. Und er erstickte nicht, denn er rief erneut: "Quiquiriqui, quiquiriquero, gib mir mein Geld zurück...".

Der reiche Mann warf ihm in seiner Verzweiflung die beiden Münzen zu und sagte: "Ich will dich hier nie wieder sehen". Als es ihm gelang, sein Geld zurückzubekommen, machte sich der störrische Hahn auf den Weg zum Haus seines Herrn. Beim Anblick des großen, starken Hahns begannen alle Vögel im Stall des reichen Mannes, ihm nachzulaufen und nachzufliegen.

Und als er in das Haus seines Herrn kam, sagte er zu ihm: "Breite ein großes Tuch auf dem Boden aus." Der Hahn schlug mit den Flügeln, und es fielen Münzen, Juwelen und Edelsteine herab; dann Kühe und Kälber, Stiere und Ochsen... Der alte Mann war sehr glücklich und wusste nicht, was er mit so viel Reichtum anfangen sollte. Er umarmte seinen Hahn und dankte ihm für alles, was er mitgebracht hatte. Von diesem Tag an hatten der Hahn und der alte Mann ein angenehmes Leben. Sie bauten ein großes Haus mit einem schönen Garten und riesigen Pferdeställen. Der alte Mann kaufte seinem Hahn ein Paar gelbe Stiefel und eine goldene Halskette und ging jeden Tag mit ihm spazieren. Der Hahn ging mit seiner goldenen Halskette und seinen gelben Stiefeln durch die Straßen des Dorfes."



Übersetzt mit [Gäste sehen keine Links] (kostenlose Version)

[Pontikaki]

Merci, für dieses zauberhafte Märchen. Aaach, wenn sich doch alle Probleme dieser Welt so lösen
ließen wie in diesem Märchen.......Seufz.

Warum hat der komische Hahn halbhohe Stiefel mit großen Schleifen an?

Falls es sich wirklich um eine Gußform handelt, dann würde eine große Standfläche - anstelle von dürren Krallen -
schon Sinn machen. Und die Schuhe stimmten dann nur zufällig mit dem spanischen Märchen überein.
Die beschriebene goldene Halskette aus dem Märchen fehlt allerdings.
Rätselhaft bleibt die reiche Verzierung außen, wenn es ne Gußform wäre - genauso rätselhaft sind aber auch die
Ornamente im Inneren (und die Öffnung am Schwanz) wenn's einfach eine Deko-Figur wäre.
Hier im Forum gibt's nen sehr erfahrenen Gießform-Experten, der kann bestimmt was dazu sagen. Ich versuch x
ihn "herbeizulocken". Ich glaub es funzt mit @Zeichen und dick schreiben?
@Heinrich Butschal

[el tesoro]

in Rumänien gibt es auch eine Abwandlung von diesem Märchen aber in brutal >:) ob der Hahn dort eine Goldkette trägt?

Und heutzutage hätte sich der Hahn strafbar gemacht, wegen Fundunterschlagung ':)

[Eselsbrückenbauer]

@ el tesoro: Muchas gracias für die Märchenübersetzung

Ich finde es ziemlich wahrscheinlich, dass mein Hahn mit diesem Märchen in Verbindung steht und bin Dir sehr dankbar für diese Kontextualisierung :heart_eyes:

Nun, mit Kenntnis des Märcheninhaltes, darf ich vielleicht hoffen, dass mein gallo de las botas auch für mich eine Art Glücksbringer ist.

@ Pontikaki: Du schriebst: "Falls es sich wirklich um eine Gußform handelt, dann würde eine große Standfläche - anstelle von dürren Krallen -
schon Sinn machen. Und die Schuhe stimmten dann nur zufällig mit dem spanischen Märchen überein."

Wissen tu ich es auch nicht, aber wenn es einfach um eine große Standfläche für irgendeinen Hahn gegangen wäre, wäre vielleicht eher ein Felsbrocken oder so modelliert worden und nicht so auffällige, etwas bizarr wirkende und das Tier verfremdende Schuhe.

Wenn ich im Netz nach Hahnenfiguren in Stiefeln suche findet sich kaum was, außer eben dieser gallo de las botas amarillas.

(Nachtrag: Es finden sich zwar einige Hähne in Stiefeln, bei denen nicht explizit der Bezug zu dem Märchen hergestellt wird, aber ich vermute, dass da dennoch ein Zusammenhang besteht mit der, wie wir hier gelernt haben, Märchenfigur des Hahnes in Stiefeln, die in Variationen in Märchen verschiedener Kulturkreise auftritt. Nahe liegt hier auch eine gewisse Verwandtschaft mit dem ev. bekannteren `Gestiefelten Kater´ zu vermuten)

Ich bin immer noch an Ideen, Phatasien und Wissen zu dem Stück interessiert. Bis auf Weiteres neige ich weiter zu meiner Vermutung, dass das eine Form für die Herstellung von diesen speziellen Gallo darstellenden Gummi Hähnen ist, die als Glücksbringersymbol Kindern als Spielzeug dienen sollten.

Aber ich lasse mich auch gern von etwas Anderem überzeugen.