WMF Claret Jug um 1900 WMFB as - Vorstellung, Manifest, Aufruf, Aufarbeitungstipps, usw., in drei Aufzügen...
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- cornetto Offline
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WMF Claret Jug um 1900 WMFB as - Vorstellung, Manifest, Aufruf, Aufarbeitungstipps, usw., in drei Aufzügen...
Hallo liebes Forum,
stelle euch hier einen, meiner Meinung nach, traumschönen "Claret Jug" - (Rotwein-)Decanter - von WMF um 1900 in gebrauchtem, tlw. beriebenen, aber dennoch sehr guten Originalzustand vor.
Gepunzt wurde zeittypisch für die WMF mit "WMFB" (Britannia Metal), "I/O" für die Versilberung und "as" für die Antiksilber-Optik.
Maße: H 240 mm (Deckel zu) x d 175 mm, Leergewicht 1235 g, Inhalt ca. 1,6 L (3 pints).
Zunächst die Punzierungen:
Im WMF-Katalog von 1906 ist dieser beschrieben als:
"No. 348. Claret Jug 3 pints
finally engraved & cut crystal glass,
silver plated, I/o quality, Old Silver finish, 36/- each"
Wie schon in früheren Beiträgen erwähnt, bin ich bekennender WMF-AS-OX-OXYDATED-OLD-SILVER-IM-ORIGINALZUSTAND-Jäger und -Sammler - und habe kürzlich wieder eines dieser sehr seltenen Stücke ergattert...
Kann immer nur wiederholen, wie selten es ist, nach über 100 Jahren WMF-as/OX-Stücke zu finden, welche sich noch in der Originaloptik befinden, weil, zum Glück, niemand in den vergangenen Jahrzehnten auf die Idee gekommen ist, das Stück mit "Silberputzi" einmal richtig aufzupolieren.
Gerade bei Gebrauchsgegenständen, welche mit Flüssigkeiten in Verbindung waren - Kannen, Bechern, Kelche, Saucieren, dazugehörige Tabletts, etc. - ist es die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen, da diese immer wieder gebraucht, verschmutzt, gereinigt und aufpoliert wurden.
Daher möchte ich hier auch nochmal einen Aufruf loswerden, der sich in erster Linie nicht an die Profis hier im Forum wendet, sondern an die vielen Laien, die sich hier hilfesuchend reinklicken:
Wenn ihr so ein "schwarzes" WMF-Teilchen habt - bitte, bitte, gar nichts machen, nicht putzen, nicht ätzen, nicht polieren, keine Silber-Chemie - gar nichts dran machen, einfach erst einmal so lassen wie es ist!
Das WMF-"I/O", vermutlich inzwischen hinlänglich bekannt als 1 g Feinsiber auf einen Quadratdezimeter Oberfläche, vielfach auch einfach als "i. O. / in Ordnung" interpretiert.
Die spannendere Frage ist: Was unterscheidet WMF-"as" und WMF-"OX" -punzierte Teile?
Die WMF beschreibt dieses in ihrem englischen Katalog von 1906 folgendermaßen:
"OX": "Oxidiert. Die eingeprägte Ornamentik wird mit einer "Schwefelkalilösung" geschwärzt und die flachen Stellen mit Bimsstein matt poliert." (Anm.: ja, tatsächlich, "Pumice" = Bimsstein, aber wohl eher ganz feines Pulver davon)
"as": "Antiksilber-Finish. Flache Flächen poliert, Relief-Ornamente oxidiert."
Kurz gesagt, während die chemische Oxidierung beider Ausführungen wohl gleich ist, werden die "Highlights" in der Versilberung bei "OX" mit Bimssteinpulver mattiert, bei "as" jedoch auf Hochglanz poliert.
Klingt beides erst einmal sehr viel einfacher, als es in der Ausführung oder Rekonstruktion tatsächlich ist, bzw. sein wird...
Die originale Vorgehensweise, wie die WMF seinerzeit das "OX" und das "as" (Antik-Silber/Old Silver-Finish) erzeugt hat, ist zwar nach wie vor etwas geheimnisvoll und meines Wissens nicht ausführlich belegt oder dokumentiert.
Ich habe viele Tipps, vorwiegend auch hier aus dem Forum, bekommen und sehr, sehr viel selbst "herumprobiert".
Das WMF-Verfahren für as/OX war wohl eher kein elektrochemisches, sondern "Schwefelkali", offensichtlich eine Mischung (unter größerer Hitze) aus Schwefel und Pottasche (Kaliumcarbonat), also ein Kaliumpolysulfid - heute eher bekannt als "Schwefelleber".
Und ja, man kann das WMF-schwarz tatsächlich auch rekonstruieren, etwas "tricky" - aber dazu bei Interesse ggf. mehr in einem anderen Thread - wir sind hier ja bei einem ca. 120 Jahre alten Original-schwarz.
Nun erst einmal genug getextet - hier, im ersten Aufzug, die Vorstellung, die Bilder vom "Eingangszustand" des Claret Jug (wg. der Menge der Bilder erfolgt der gesamte Post wohl in drei Aufzügen):
stelle euch hier einen, meiner Meinung nach, traumschönen "Claret Jug" - (Rotwein-)Decanter - von WMF um 1900 in gebrauchtem, tlw. beriebenen, aber dennoch sehr guten Originalzustand vor.
Gepunzt wurde zeittypisch für die WMF mit "WMFB" (Britannia Metal), "I/O" für die Versilberung und "as" für die Antiksilber-Optik.
Maße: H 240 mm (Deckel zu) x d 175 mm, Leergewicht 1235 g, Inhalt ca. 1,6 L (3 pints).
Zunächst die Punzierungen:
Im WMF-Katalog von 1906 ist dieser beschrieben als:
"No. 348. Claret Jug 3 pints
finally engraved & cut crystal glass,
silver plated, I/o quality, Old Silver finish, 36/- each"
Wie schon in früheren Beiträgen erwähnt, bin ich bekennender WMF-AS-OX-OXYDATED-OLD-SILVER-IM-ORIGINALZUSTAND-Jäger und -Sammler - und habe kürzlich wieder eines dieser sehr seltenen Stücke ergattert...
Kann immer nur wiederholen, wie selten es ist, nach über 100 Jahren WMF-as/OX-Stücke zu finden, welche sich noch in der Originaloptik befinden, weil, zum Glück, niemand in den vergangenen Jahrzehnten auf die Idee gekommen ist, das Stück mit "Silberputzi" einmal richtig aufzupolieren.
Gerade bei Gebrauchsgegenständen, welche mit Flüssigkeiten in Verbindung waren - Kannen, Bechern, Kelche, Saucieren, dazugehörige Tabletts, etc. - ist es die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen, da diese immer wieder gebraucht, verschmutzt, gereinigt und aufpoliert wurden.
Daher möchte ich hier auch nochmal einen Aufruf loswerden, der sich in erster Linie nicht an die Profis hier im Forum wendet, sondern an die vielen Laien, die sich hier hilfesuchend reinklicken:
Wenn ihr so ein "schwarzes" WMF-Teilchen habt - bitte, bitte, gar nichts machen, nicht putzen, nicht ätzen, nicht polieren, keine Silber-Chemie - gar nichts dran machen, einfach erst einmal so lassen wie es ist!
Das WMF-"I/O", vermutlich inzwischen hinlänglich bekannt als 1 g Feinsiber auf einen Quadratdezimeter Oberfläche, vielfach auch einfach als "i. O. / in Ordnung" interpretiert.
Die spannendere Frage ist: Was unterscheidet WMF-"as" und WMF-"OX" -punzierte Teile?
Die WMF beschreibt dieses in ihrem englischen Katalog von 1906 folgendermaßen:
"OX": "Oxidiert. Die eingeprägte Ornamentik wird mit einer "Schwefelkalilösung" geschwärzt und die flachen Stellen mit Bimsstein matt poliert." (Anm.: ja, tatsächlich, "Pumice" = Bimsstein, aber wohl eher ganz feines Pulver davon)
"as": "Antiksilber-Finish. Flache Flächen poliert, Relief-Ornamente oxidiert."
Kurz gesagt, während die chemische Oxidierung beider Ausführungen wohl gleich ist, werden die "Highlights" in der Versilberung bei "OX" mit Bimssteinpulver mattiert, bei "as" jedoch auf Hochglanz poliert.
Klingt beides erst einmal sehr viel einfacher, als es in der Ausführung oder Rekonstruktion tatsächlich ist, bzw. sein wird...
Die originale Vorgehensweise, wie die WMF seinerzeit das "OX" und das "as" (Antik-Silber/Old Silver-Finish) erzeugt hat, ist zwar nach wie vor etwas geheimnisvoll und meines Wissens nicht ausführlich belegt oder dokumentiert.
Ich habe viele Tipps, vorwiegend auch hier aus dem Forum, bekommen und sehr, sehr viel selbst "herumprobiert".
Das WMF-Verfahren für as/OX war wohl eher kein elektrochemisches, sondern "Schwefelkali", offensichtlich eine Mischung (unter größerer Hitze) aus Schwefel und Pottasche (Kaliumcarbonat), also ein Kaliumpolysulfid - heute eher bekannt als "Schwefelleber".
Und ja, man kann das WMF-schwarz tatsächlich auch rekonstruieren, etwas "tricky" - aber dazu bei Interesse ggf. mehr in einem anderen Thread - wir sind hier ja bei einem ca. 120 Jahre alten Original-schwarz.
Nun erst einmal genug getextet - hier, im ersten Aufzug, die Vorstellung, die Bilder vom "Eingangszustand" des Claret Jug (wg. der Menge der Bilder erfolgt der gesamte Post wohl in drei Aufzügen):
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- cornetto Offline
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WMF Claret Jug um 1900 WMFB as - Vorstellung, Manifest, Aufruf, Aufarbeitungstipps, usw., in drei Aufzügen...
Pause, Popcorn, Smalltalk... Zweiter Aufzug - "die Reinigung"
OK, das war nun der Ankauf-Zustand - natürlich Gebrauchsspuren, etwas verschmutzt, nicht gereinigt - und genau das ist auch gut so.
Die Aufarbeitung dieser "as"-Teilchen ist ungleich schwieriger, als die vieler anderer "einfach nur Silber"-Objekte... Das mache ich lieber selbst und da ich nun eh einmal wieder dabei bin, möchte ich euch an der Aufarbeitung dieses "as"-Beispiel teilhaben lassen und beschreiben, wie ich dieses original erhaltene Teil sehr vorsichtig reinige und wieder zur Nutzung "auffrische":
Vorweg, ich bin kein ausgebildeter Restaurator, nur Autodidakt. Alles aus Liebe zu diesen alten schwarzen Jugendstil-WMF-Teilchen. Meine Techniken sind teils abgeguckt, teils angelesen, teils ausgedacht, teils eigene Erfahrungswerte, usw. - bin jedoch immer noch für jeden weiterführenden Tipp zu diesen Restaurationen empfänglich und sehr dankbar.
Zunächst habe ich den Glasbehälter des Claret Jug von innen mit lauwarmen Wasser und einer Gebissreinigertablette, über Nacht einwirkend, gereinigt. Das entfernt die meisten Kalk- und Schmutzreste sehr gut, aber mit der Flüssigkeit immer min. 1 cm unter der Glas-Metall-Vergipsung bleiben, sonst zieht das nach ein paar Stunden durch und die Montur kann sich lösen.
Dann erfolgt die vorsichtige Außenreinigung mit einem weichen Pinsel und lauwarmen Spüli-Wasser. Immer wieder "einschäumen" bis sich Staub- und Schmutzreste vollständig gelöst haben.
Kann man durchaus fünf- bis zehnmal in ein bis zwei Stunden wiederholen.
Danach das Ganze mit klarem lauwarmen Wasser abspülen und trocknen lassen. Nicht mit zu heißem Wasser arbeiten und das ganze nicht zu nass werden lassen oder zu lange tauchen (s. o. / wg. Gips).
Nun kommt der "Entscheidungsbereich": Wie hatte sich die WMF seinerzeit die Einteilung der Oberflächen zwischen "silberglänzend" und "schwarz oxidiert" gedacht?
Bei diesem Claret Jug war es auf Grund der guten Erhaltung vergleichsweise einfach festzustellen - der Deckel und Ausgiesserinnenbereich, also alles was mit der enthaltenen Flüssigkeit in Berührung kam, war offensichtlich nicht schwarz oxidiert.
Bei Unsicherheit in der Wahl: besser immer so lassen, wie es ist - bei as/OX gilt immer die Devise "weniger ist mehr"!
Hier gehe ich dann auch mit "Good-Old-English"-Silberputzi-Chemie ran, aber sehr vorsichtig (evtl. andere Bereiche abdecken, ich nehme da gern befeuchtetes Küchenpapier da es ganz gut haftet), damit nichts von der Chemie auf einen "as"-Bereich abtropft, das würde sofort reagieren und irreversible Spuren hinterlassen.
Jetzt wird es schwieriger und sehr viel zeitaufwendiger - in den Außenflächen mit Oxidierung sind nur feine Bereiche mit silberpolierten Highlights versehen. Hier sind es Blattränder, Stengel, Blattadern und Blüten, teilweise nur wenige zehntel Millimeter breit...
Bei der WMF haben das hier wahrscheinlich damals Profis mit rotierenden Werkzeugen sehr schnell herausgearbeitet, aber das traue ich mich noch nicht, da gehe ich nicht mit dem Dremel mit Filzspitze ran...
Ich benutze für die feinen Linien einen verrundeten Korken (Sektflaschenkorken), mit einem Stück Silberputztuch umschlagen, um die diese Linien nachzupolieren, das Tuch nach ein paar Strichen immer wieder neu umschlagend. Die runden Blüten habe ich mit Q-Tipps, mit Silberputzi getränkt und ein paar Stunden getrocknet, so dass sie nur noch leicht feucht sind, vorsichtig herausgearbeitet.
Das Ganze ist natürlich eine Fleißaufgabe kann auf diese Weise durchaus etwas dauern, aber das Ergebnis ist entscheidend.
Danach das Ganze nochmal mit lauwarmen Wasser abgespült und abgetrocknet, bzw. trocknen lassen.
Für den besonderen Glanz und reversible Konservierung habe ich die äußeren "as"-Flächen schlussendlich noch mit weichen Wattepads, welche ich leicht mit einer, bzw. "der" (im Antikhandel bekannten) Möbelpolitur benetzt habe (ich weiß, das ist Möbelpflege, aber funzt auch sehr gut bei Bronzen und as/OX-Silber und greift diese Oberflächen nicht an) behandelt. Dabei nicht auf die Glasflächen kommen, das gibt unschöne Schlieren.
OK, das war nun der Ankauf-Zustand - natürlich Gebrauchsspuren, etwas verschmutzt, nicht gereinigt - und genau das ist auch gut so.
Die Aufarbeitung dieser "as"-Teilchen ist ungleich schwieriger, als die vieler anderer "einfach nur Silber"-Objekte... Das mache ich lieber selbst und da ich nun eh einmal wieder dabei bin, möchte ich euch an der Aufarbeitung dieses "as"-Beispiel teilhaben lassen und beschreiben, wie ich dieses original erhaltene Teil sehr vorsichtig reinige und wieder zur Nutzung "auffrische":
Vorweg, ich bin kein ausgebildeter Restaurator, nur Autodidakt. Alles aus Liebe zu diesen alten schwarzen Jugendstil-WMF-Teilchen. Meine Techniken sind teils abgeguckt, teils angelesen, teils ausgedacht, teils eigene Erfahrungswerte, usw. - bin jedoch immer noch für jeden weiterführenden Tipp zu diesen Restaurationen empfänglich und sehr dankbar.
Zunächst habe ich den Glasbehälter des Claret Jug von innen mit lauwarmen Wasser und einer Gebissreinigertablette, über Nacht einwirkend, gereinigt. Das entfernt die meisten Kalk- und Schmutzreste sehr gut, aber mit der Flüssigkeit immer min. 1 cm unter der Glas-Metall-Vergipsung bleiben, sonst zieht das nach ein paar Stunden durch und die Montur kann sich lösen.
Dann erfolgt die vorsichtige Außenreinigung mit einem weichen Pinsel und lauwarmen Spüli-Wasser. Immer wieder "einschäumen" bis sich Staub- und Schmutzreste vollständig gelöst haben.
Kann man durchaus fünf- bis zehnmal in ein bis zwei Stunden wiederholen.
Danach das Ganze mit klarem lauwarmen Wasser abspülen und trocknen lassen. Nicht mit zu heißem Wasser arbeiten und das ganze nicht zu nass werden lassen oder zu lange tauchen (s. o. / wg. Gips).
Nun kommt der "Entscheidungsbereich": Wie hatte sich die WMF seinerzeit die Einteilung der Oberflächen zwischen "silberglänzend" und "schwarz oxidiert" gedacht?
Bei diesem Claret Jug war es auf Grund der guten Erhaltung vergleichsweise einfach festzustellen - der Deckel und Ausgiesserinnenbereich, also alles was mit der enthaltenen Flüssigkeit in Berührung kam, war offensichtlich nicht schwarz oxidiert.
Bei Unsicherheit in der Wahl: besser immer so lassen, wie es ist - bei as/OX gilt immer die Devise "weniger ist mehr"!
Hier gehe ich dann auch mit "Good-Old-English"-Silberputzi-Chemie ran, aber sehr vorsichtig (evtl. andere Bereiche abdecken, ich nehme da gern befeuchtetes Küchenpapier da es ganz gut haftet), damit nichts von der Chemie auf einen "as"-Bereich abtropft, das würde sofort reagieren und irreversible Spuren hinterlassen.
Jetzt wird es schwieriger und sehr viel zeitaufwendiger - in den Außenflächen mit Oxidierung sind nur feine Bereiche mit silberpolierten Highlights versehen. Hier sind es Blattränder, Stengel, Blattadern und Blüten, teilweise nur wenige zehntel Millimeter breit...
Bei der WMF haben das hier wahrscheinlich damals Profis mit rotierenden Werkzeugen sehr schnell herausgearbeitet, aber das traue ich mich noch nicht, da gehe ich nicht mit dem Dremel mit Filzspitze ran...
Ich benutze für die feinen Linien einen verrundeten Korken (Sektflaschenkorken), mit einem Stück Silberputztuch umschlagen, um die diese Linien nachzupolieren, das Tuch nach ein paar Strichen immer wieder neu umschlagend. Die runden Blüten habe ich mit Q-Tipps, mit Silberputzi getränkt und ein paar Stunden getrocknet, so dass sie nur noch leicht feucht sind, vorsichtig herausgearbeitet.
Das Ganze ist natürlich eine Fleißaufgabe kann auf diese Weise durchaus etwas dauern, aber das Ergebnis ist entscheidend.
Danach das Ganze nochmal mit lauwarmen Wasser abgespült und abgetrocknet, bzw. trocknen lassen.
Für den besonderen Glanz und reversible Konservierung habe ich die äußeren "as"-Flächen schlussendlich noch mit weichen Wattepads, welche ich leicht mit einer, bzw. "der" (im Antikhandel bekannten) Möbelpolitur benetzt habe (ich weiß, das ist Möbelpflege, aber funzt auch sehr gut bei Bronzen und as/OX-Silber und greift diese Oberflächen nicht an) behandelt. Dabei nicht auf die Glasflächen kommen, das gibt unschöne Schlieren.
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WMF Claret Jug um 1900 WMFB as - Vorstellung, Manifest, Aufruf, Aufarbeitungstipps, usw., in drei Aufzügen...
Pause, Schnittchen, Schampus... Dritter und letzter Aufzug - "das Finale"
Hier nun in ein paar Bildern das Ergebnis der beschriebenen Arbeit:
Natürlich gibt es an diesem Claret Jug nach über 120 Jahren auch einige beriebene Stellen im as-Finish, welche definitiv der vergangenen Nutzung geschuldet sind, aber eben diese Nutzung hält Dinge doch lebendig - und genau da mache ich nun weiter, er wird definitiv auch bei mir in Benutzung bleiben.
Daher, last, but not least, einen guten Roten aus einem traumschönen WMF-Decanter, heute, an einem lauen Sommerabend über den Dächern von Hildesheim, was will man eigentlich noch mehr? Ich bin gerade sehr zufrieden und ausgeglichen...
Freue mich über weitere Tipps und Kommis, freue mich aber noch mehr, wenn, auch unbekannterweise, durch diesen Beitrag alte as/OX-Teilchen in Erhaltung bleiben.
Gruß Bernd
Hier nun in ein paar Bildern das Ergebnis der beschriebenen Arbeit:
Natürlich gibt es an diesem Claret Jug nach über 120 Jahren auch einige beriebene Stellen im as-Finish, welche definitiv der vergangenen Nutzung geschuldet sind, aber eben diese Nutzung hält Dinge doch lebendig - und genau da mache ich nun weiter, er wird definitiv auch bei mir in Benutzung bleiben.
Daher, last, but not least, einen guten Roten aus einem traumschönen WMF-Decanter, heute, an einem lauen Sommerabend über den Dächern von Hildesheim, was will man eigentlich noch mehr? Ich bin gerade sehr zufrieden und ausgeglichen...
Freue mich über weitere Tipps und Kommis, freue mich aber noch mehr, wenn, auch unbekannterweise, durch diesen Beitrag alte as/OX-Teilchen in Erhaltung bleiben.
Gruß Bernd
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Guten Tag, Kompliment, schön geworden ! Nur drei Anmerkungen. - Bimsmehl wurde nicht nur (grob) zum Schleifen, sondern auch (fein) zum Polieren verwendet, damit entfernte man die Schwärzungen an den Stellen, wo sie nicht sein sollten. Noch bis in die 1990er Jahre gab es bei der WMF Fachkräfte, die mit Bimsmehl arbeiteten und intern "Bimser" genannt wurden. Quelle: freundliche Mitteilung eines der letzten noch lebenden "Bimser" der WMF. Der wirds ja wohl wissen. - Die Herstellung der Schwärzung war nicht wirklich ein Geheimnis. Die Fachzeitschriften der Zeit enthalten immer wieder Rezepte, damit auch der einzelne Handwerker so etwas machen / wiederherstellen konnte. Eine Firma hatte da höchstens ein paar eigene Feinheiten, um konstante Ergebnisse zu erzielen. - Daß I/0 für "in Ordnung" stehen soll ist, muss ich jetzt mal knackig so sagen, bullshit. Diese Deutung verrät null Ahnung vom Ablauf der Endkontrolle in der industriellen Fertigung. Dabei weiß man doch aus der Porzellanindustrie, dass da die zweite oder dritte etc. Wahl markiert wird, die erste aber schön unberührt und makellos in den Verkauf geht. Wozu also die Extrakosten für einen Stempel und die Gefahr der leichten Beschädigung (Fingerabdrücke, Kratzer) beim Stempeln etc. ? Es gibt eine andere Deutung, die ich für plausibel halte. Die Bezeichnung geht auf Haegele zurück, technischer Kopf von A. Ritter und Co., der ganz wesentlich für die technischen Innovationen verantwortlich war. Dazu gehörte die Entwicklung eigener massentauglicher Versilberungsverfahren, die die Patente von Christofle nicht verletzten und eine konstante Qualität der Versilberung garantierten. Da man ja schon damals unterschiedliche Scbichtdicken erzeugte (das ergab ja unterschiedliche Preise) musste man die Stücke entsprechend bezeichnen und unterscheiden können. Nur mal so als als Beispiel (Eier- bzw. Dessertlöffel, 12 cm lang)
Lässt sich gut datieren, da Ritter vor 1880 (Fusion zur WMF ) ja kaum zehn Jahre bestand. Diese 0 (Null) im Rhombus geht also auf Ritter (Haegele) zurück und wurde ja von der WMF übernommen und verwendet. Und ich behaupte einfach mal: Haegele/Ritter hat parallel halt auch die Qualität "I/0" "erfunden". Fehlt mir nur der letzte Beweis. Hat da draussen einer oder eine einen Beleg ? Gruss marker-
- Pontikaki Verified Online
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MERCI Bernd :kissing: & Santé :yum:
SCHMUCK MACHT KUNST TRAGBAR
Marion Ongyert - Goldschmiedin
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