Schrank kirschholzfurnier Wiener Barock - Wertbestimmung

[Anjae]

Hallo,
Ich habe praktisch "als Beigabe" beim Schrankkauf diesen Rundbogenschrank aus Kirschholzfurnier bekommen. Er wurde laut Vorbesitzer vor Jahren von einem Restaurateur mal auf den Wiender Jugendstil um 1880 bestimmt. Ich finde, der Stil passt irgendwie eher zu Wiener Barock. Was meint ihr?
Mir persönlich gefällt der Schrank nicht so richtig und ich möchte ihn so wie er ist verkaufen. Im Großen und Ganzen ist der Schrank gut in Schuß, ein Zieraufsatz, der wohl mal oben über dem Rundbogen war, ist nicht mehr vorhanden. Für ihn nochmal restaurieren zu lassen, ist er finde ich eigentlich zu gut in Schuss. Schlösser schließen alle einwandfrei. Ein paar Fotos hänge ich mal an.
Kann mir jemand etwas über den Wert des Schtankes sagen.
Danke schon mal vorab für eure Einschätzung.
Lg

IMG-20191124-WA0023.jpg (86.5 KiB) 645 mal betrachtet

IMG-20191124-WA0019.jpg (120.7 KiB) 645 mal betrachtet

IMG-20191124-WA0017.jpg (102.58 KiB) 645 mal betrachtet

IMG-20191124-WA0016.jpg (99.02 KiB) 645 mal betrachtet

IMG-20191124-WA0015.jpg (103.42 KiB) 645 mal betrachtet

[Anjae]

Niemand eine Idee?

[thalasseus]

Moin Anjae,
ich versuch mal mein Glück, vielleicht sagt aber noch einer der Profis was dazu..

1880 mag stimmen, nicht aber das Etikett "Jugendstil". Zunächst würde man meines Wissens nach erst ab 1896/97 von (deutschem und auch Wiener) Jugendstil sprechen, - auch wenn einzelne Gestaltunsgselemente schon vorher auftraten. Die sehe ich aber bei deinem Schrank überhaupt nicht. Der englische Wikip-Artikel zum europäischen Art Noveau ist da ganz gut, auch der deutsche zum Jugendstil.
Barockisierend ist der geschweifte Giebel schon (nicht Barock!), - und es gibt bei Jugendstil-Möbeln natürlich auch historisierende Elemente, besonders auch die Grundformen bei "Normal"-Möbeln. das sieht dann aber doch anders aus, hier ein späterer mit geschweiftem Giebel bei Kunst & Krempel: [Gäste sehen keine Links]

Bei deinem - mit den angesetzten, 3/4-runden Eckkonsolen und Basen/Füßen, geschweiftem Giebel und eher gemäßigt historisierenden Gestaltung - würde ich eher Loius-Philippe sagen. Vielleicht ist er dann auch etwas früher als 1880?

Da wirst du auch leicht selbst fündig, z. B. hier: [Gäste sehen keine Links]. So kannst Du Dir auch einen preislichen Überblick verschaffen.
Ich finde, deiner sieht doch noch gut aus, schönes, gespiegeltes Furnier etc. Ist viell. auch deutlich davon abhängig, in welcher Region du ihn anbietest.

LG Thalasseus

[thalasseus]

Nachtrag:
Es ist schon lustig, was alles mit diesem Jugendstil-Schildchen versehen wird, besonders wohl in Privatanzeigen, à la: Irgendwas geschweiftes oder geschnörkeltes ist ja dran, muss dann wohl Jugendstil sein

[Gäste sehen keine Links]
[Gäste sehen keine Links]

(Darf ich das hier verlinken? Ist ja keine Anfrage und nur ein indirekter sachlicher Kommentar?? Sonst werde ich' s sofort löschen)

[nux]

verlinken?

hm - um hier anderen was an Bildern zu zeigen, als Beispiele, braucht es ja die Möglichkeit & machen wir eigentlich ständig mit allem Möglichen und das ist doch erlaubt? Für diese Deine Aussage (ja!) würden sich auch tausende andere Sachen genau so gut eignen. Du 'zitierst' quasi also auch nicht ausgerechnet einen ganz bestimmten Menschen für was besonders Spezifisches; ist eher (wahllos) herausgegriffen.

Das sind aber auch die Cruces im Netz - es gibt viel gute Info, aber genau so viel Unrichtiges. Wenn da immer wieder einfach irgendwo abgekupfert wird oder Stille Post gespielt, ja eben. Es ist manchmal hilfreich, zum Vergleich auch Objekte aus Verkaufsportalen heranzuziehen; jedoch bei genaueren Zuordnungen besser auf Profi-Seiten zurückzugreifen. Das da auch nicht immer Alles das Gelbe von Ei ist, nun ja, aber die Wahrscheinlichkeit ist zumindest meist geringer

Gerade der 'Wiener' Jugendstil, die Secession ist in allen ihren Spielarten so was von charakteristisch anders; da sehe ich (selbst als Nicht-Möbelianer) hier noch nicht mal einen Übergang oder so. (Nieder?-)Österreich fände ich aber auch recht plausibel.
'Louis Philippe' gine für Frankreich m.E. so aber auch kaum.

Hatte den z.B. gesehen [Gäste sehen keine Links] oder jenen [Gäste sehen keine Links]

[mia_sl]

Ja, ist schon witzig, was so alles als Jugendstil deklariert wird.

Mit Louis Philippe liegt @thalasseus schon völlig richtig, und als Zeit würde ich 1860/70 ansetzen.
Da gehörte dann wirklich noch ein geschnitzter Kranz oben auf den Bogen und links und rechts gab‘s oben noch kleine Türmchen.
Wien ist gar nicht so abwegig, diese geschweiften Türfüllungen und die abgerundete Füllung der Schublade gab es sehr oft bei Môbeln aus Österreich.
Ein hübscher Schrank, der bestimmt einen Liebhaber findet.

[Anjae]

Hallo,
vielen Dank für eure Einschätzungen.
Ein Interessent hatte wohl Zweifel am Alter. Dieser meinte, dass die Schränke damals gekeilt waren. Unserer ist nicht zerlegbar. Wir haben auch schon gehört, dass es wohl Nachbauten gab, die vor ca. 50 Jahren in Polen nachgebaut wurden.
Dass es mal eine Aufsatz und Türmchen gab, ist wohl sicher. Es sind Löcher für die Aufnahme vorhanden.
Anscheinend sind diese Schränke im Moment nicht so begehrt...
Lg
Anja

[mia_sl]

Solche Schränke waren nicht immer zerlegbar.
Ich hatte früher auch schon welche bis zur Breite von ca. 1.20, die nicht zerlegbar waren......und sauschwer.....
Und mit Möbelverkauf tut man sich zur Zeit schwer, das braucht Zeit.
Warte mal lieber auf den Käufer, der den Schrank zu schätzen weiss, bevor du ihn schnell verschleuderst.

Die Nachbauten der Polen haben sich eigentlich auf klassizistische Möbel konzentriert, da war mehr Geld zu holen.
Louis Philippe Möbel hätten sich nicht gerechnet. Und das würde man dem Möbel auch ansehen, wenn das im Original ein billiger Weichholzschrank gewesen wäre, den man mit Kirsch aufgehübscht hat.

[Anjae]

Hmm. Es ist ja ein Weichholz mit Kirschholzfurnier. Kann ich als Laie an irgendwelchen Merkmalen erkennen, ob es ein Nachbau ist?

[Anjae]

Louis Philippe Möbel hätten sich nicht gerechnet. Und das würde man dem Möbel auch ansehen, wenn das im Original ein billiger Weichholzschrank gewesen wäre, den man mit Kirsch aufgehübscht hat.

Hmm. Es ist ja ein Weichholz mit Kirschholzfurnier. Kann ich als Laie an irgendwelchen Merkmalen erkennen, ob es ein Nachbau ist?