Keramik Fischdose Schwandorf Schwarzenfeld Alter?

[Stephan44]

Guten Tag zusammen,

habe hier einen geerbten Keramikbehälter mit einem Hering als Deckelgriff.
Ich kenne ihn seit den 1950ern.
Ist er aus dieser Zeit oder haben meine Eltern den schon von meinen Großeltern geerbt?
Also eher 20er Jahre?

Vielen Dank für Hinweise.

Unten.jpg (766.06 KiB) 539 mal betrachtet

Titel 2.jpg (1.15 MiB) 539 mal betrachtet

Stempel.jpg (735.46 KiB) 539 mal betrachtet

20230114_123714.jpg (3.13 MiB) 539 mal betrachtet

[Sartre99]

Hallo,
hier noch mal gefunden:
[Gäste sehen keine Links]
und hier was zur Geschichte:
[Gäste sehen keine Links]
ich denke es gab nur diese eine Marke, daher dürfte es schwer sein das Stück zeitlich zu zu ordnen.
Aber es gibt ein Museum:
[Gäste sehen keine Links]
die können bestimmt mehr dazu sagen.
Lieben Gruß

[allina20032]

Guten Tag

Ich darf noch paar Infos nachreichen, die ich gefunden habe.
Die Marke ansich wird unter der Nummer 216 geführt, dort bezeichnet mit Tonwarenfabrik Schwandorf in Schwandorf/ Deutschland
Zeitraum bis ca. 1945
[Gäste sehen keine Links]

Hier noch etwas zum Zeitrahmen, 1865 bis 1945.
[Gäste sehen keine Links]

Etwas weitergesucht und etwas mehr zur Firma gefunden.
[Gäste sehen keine Links]

Keramische Erzeugnisse waren wohl eher eine Nebenlinie, die man erst spät in die Produktlinie aufnahm.
Gegenstand des Unternehmens ab 1943:
"Herstellung und der Vertrieb von Tonwaren und anderen keramischen Gegenständen sowie von Erzeugnissen benachbarter Fachgebiete."

Da passt m.E. auch diese Stücke dazu mit zeitlicher Angabe.
[Gäste sehen keine Links]
Und:
[Gäste sehen keine Links]

Auf Dein Stück bezogen, dann m.E. zeitlicher Rahmen die 1930'er-1940'er Jahre.

Es grüßt

Ali

[nux]

1950er ... eher 20er Jahre?

Hallo :slightly_smiling_face:

na, da sind ja schon so einige Links, aber geht wohl (und sollte man) etwas genauer noch betrachten - das Werk Schwarzenfeld der Tonwarenfabrik Schwandorf war eine bereits bestehende Steingutfabrik, welche erst 1918 übernommen und 1956 geschlossen wurde [Gäste sehen keine Links] - ff. - die ganze Geschichte des Unternehmens dort knapp, aber umfassend mit Eckdaten dargestellt.

Ob nur dort oder auch im gleichzeitig zugekauften Werk Amberg dieses weiß glasierte Steingut-Geschirr produziert wurde, ist nicht ganz sicher - Bodenmarken aus Amberg sind mir in dem Zusammenhang jedenfalls nicht bekannt.

Eine frühere verzeichnete Marke der ursprünglichen Tonwarenfabrik war dieser Schwan dort [Gäste sehen keine Links] - und es gibt noch eine rätselhafte Pressmarke, die bisher nirgendwo hin passte / zugeordnet werden konnte - das Werk Pirkensee wäre eine Theorie dafür [Gäste sehen keine Links]
Das Hauptwerk in Schwandorf bekam ab 1928 ein anderes Logo wie im Dachziegel-Archiv beschrieben - das da [Gäste sehen keine Links]

Ab wann es den wie hier gezeigten Schwarzenfeld-Stempel tatsächlich gab, also gleich ab 1918 und wann der gleiche Schwan ohne Beschriftung verwendet wurde, kann man mangels öffentlich zugänglicher Dokumentation nicht sicher sagen. Im Stadtmuseum Schwandorf oder Oberpfälzer Volkskundemuseum beschäftigt man sich damit aber z.B. auch.

Deine Dose jedenfalls entweder vor 1933, denn ab da bis 1942 stand in der Marke jedenfalls 'Bayer. Ostmark' - oder danach, denn die nächste bekannte Marke, die aber anders aussieht, gab es ab 1955 etwa, aber für das Hauptwerk und Schwarzenfeld wurde geschlossen.

Das kann man dann zumindest versuchen, nach der Optik abzugrenzen. Man nehme zwei gleiche Exemplare von - Zuckerdose 1 - Schwarzenfeld [Gäste sehen keine Links] - und Zuckerdose 2 - Bayer. Ostmark [Gäste sehen keine Links]
die liegen also zeitlich direkt beieinander und stilistisch Richtung Bauhaus. Fraglich, ob so etwas in/nach den 1940er Jahren noch gefragt gewesen wäre? also da nochmal dann auch die Schwarzenfeld-Marke wieder käme?

Es bleibt somit Vermutung, denn sowohl Deine mit den 1920er Jahren käme hin - Verwendung für diese Marke 1918-1932 zumindest wahrscheinlich - als auch Anf. 1950er denkbar.
Denn was zwischen '42/'45 und '55 war, bleibt eben - ?? - weil man aus der Zeit nach '42 bisher keine gescheiten Infos zusammenbekommt. Ist die Frage, wann man so ein eckig-stilisiertes Fischlein stylischer fand und die Form mit den Vertiefungen. Müsste man mehr Belegstücke haben, ist aber zu wenig da...

noch eine andere Fisch-Version dazu, auch Schwarzenfeld [Gäste sehen keine Links] - dabei der Schuppenträger naturalistische, hellblauer

Gruß
nux

[Stephan44]

Vielen Dank für die vielen Links und den ausführlichen Beitrag von nux!

Du hattest vorher schon mal kürzer geschrieben und ich hab' mich dann durch die Links durchgearbeitet und 'ne Zeitleiste gemacht.
Jetzt las ich deine Ergänzungen.
Ich war am Ende davon ausgegangen, dass der Stempel ohne Unterbezeichnung für das Hauptwerk in Schwandorf genutzt wurde,
(man konnte ja schlecht zwei mal Schwandorf schreiben), der mit Schwarzenfeld für das Werk ebendort, der mit Bayrische Ostmark für die übrigen Tochterfirmen Amberg, Wiesau, Pirkensee...
dass die verschiedenen Stempel parallel existierten.
1928 wird der Schwan abgelöst durch T uns S, aber wohl nur für das Hauptwerk.
Amberg Pirkensee werden 1929 geschlossen, Wiesau und Schwarzenfeld bleiben 1945 übrig, das Stammwerk ist zerstört, wird erst 1949 wieder eröffnet.
Schwarzenfeld konnte also von der Übernahme 1918 bis zur Übernahme durch die Kahla AG 1954 und der Schließung 1956 produzieren.
Vielleicht gibt es bei Kahla eine(n) Geschichtsbeauftragte(n).
Wahrscheinlich kann es nur ein(e) Stil – Kundige(n) zeitlich eingrenzen, die Gestalter waren ja vermutlich auch recht trendbewusst.

Die Dose aus dem letzten Link zeigt eher einen Plattfisch als Griff, kann also mit Bauhaus nichts zu tun haben. Da followed form schließlich function.

Was Anbieter so schreiben, soll ja auch meistens nur der Verkaufsförderung dienen. zb. um 1900, Art Deco.....

Schöne Grüße, Stephan

[nux]

vorher schon mal kürzer geschrieben

na ja - momentan hängt der Server des Forums gelegentlich mehr als durch und Beiträge abschicken geht oder geht nicht oder kommen nur teilweise an. Als ich irgendwann rausgeflogen bin, war ich mir nicht sicher was & ob rüberging. Schreib / diktiere meist eh in WORD vor, weil da speichern kann, und hab ein paar Sachen noch korrigiert und etwas später, als ich mich wieder einloggen konnte, alles zusammen drüber eingefügt. Kann also sein, Du erst nur einen Teil gesehen hast.

[Stephan44]

Jetzt noch die Einordnung des Stadtmuseums Schwandorf:

Es ist sehr schön, dass Sie uns ein Foto einer Fischdose zugesandt haben, die in der Tonwarenfabrik Schwandorf, Zweigwerk Schwarzenfeld, entstanden ist. Auch das Stadtmuseum Schwandorf hat verschiedene solcher Dosen in seinem Bestand, da es explizit die Keramik der Tonwarenfabrik, die Anfangs der 1860er Jahre in Schwandorf gegründet wurde und bis 1994 bestand, sammelt. Selbstverständlich können wir Ihnen ein paar Informationen zu Ihrem Objekt geben. Die Keramik, aus der die Dose gefertigt wurde, ist bemaltes und glasiertes Steingut. Dieses wurde ausschließlich in einem Zweigwerk der Tonwarenfabrik Schwandorf produziert, das sich bis 1956 im nahe gelegenen Markt Schwarzenfeld befand. Der Stempel Ihrer Steingut-Dose verweist auf eine Entstehungszeit von ca. 1945 bis 1956. Die Zeit Ihrer Kindheit, mit der Sie den Behälter ja in Verbindung bringen, passt hier also perfekt, auch wenn diese Keramikdosen genauso in ihrer Form und Ausführung vor dem Zweiten Weltkrieg produziert wurden. Er war zur Aufbewahrung von eingelegtem Fisch gedacht (wie Matjes, Salzheringe, etc.), die entweder selbst zubereitet wurden, oder schon fertig vorbereitet im Lebensmittelladen erworben und dann hiermit aufbewahrt wurden.