Frühbarocke Stuhllehne plastisch geschnitzt
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- horsa Offline
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- Reputation: 166
Frühbarocke Stuhllehne plastisch geschnitzt
Hallo Zusammen,
ich habe einen Brettstuhl erstanden, dessen Lehne wohl aus frübarocken, adeligen Besitz kommt.
Vermutlich im späten 19. Jh wurde die Fassung abgenommen (farbige Fassungsreste vorhanden) und das Stück auf neuen Sitz und Beine montiert.
Die Schnitzerei ist, wie ich finde, wunderschön und detailreich ausgeführt. Die Adelskrone zB ist durchbrochen gearbeitet, das Gefieder der Greifen fein ausgeführt. Rückseitig lese ich "Johae: Herma." "1675". Ob die Inschrift wohl bei der Herstellung drauf kam oder später hinzugefügt wurde?
Anhand der Fassungsreste lässt sich sagen, dass das Stück einst sehr farbenfroh war. Meine Frage ist daher, ob es wohl schon immer eine Stuhllehne war, oder es aus einem anderen Kontext stammt?
Kann jemand zufällig das Wappen mit dem Greif mit Zepter zuordnen? Ich weiß, das ist wohl die Nadel im Heuhaufen, aber vielleicht spielt ja hier der Zufall mit.
Ich freue mich über Meinungen.
Herzliche Grüße
Andreas
ich habe einen Brettstuhl erstanden, dessen Lehne wohl aus frübarocken, adeligen Besitz kommt.
Vermutlich im späten 19. Jh wurde die Fassung abgenommen (farbige Fassungsreste vorhanden) und das Stück auf neuen Sitz und Beine montiert.
Die Schnitzerei ist, wie ich finde, wunderschön und detailreich ausgeführt. Die Adelskrone zB ist durchbrochen gearbeitet, das Gefieder der Greifen fein ausgeführt. Rückseitig lese ich "Johae: Herma." "1675". Ob die Inschrift wohl bei der Herstellung drauf kam oder später hinzugefügt wurde?
Anhand der Fassungsreste lässt sich sagen, dass das Stück einst sehr farbenfroh war. Meine Frage ist daher, ob es wohl schon immer eine Stuhllehne war, oder es aus einem anderen Kontext stammt?
Kann jemand zufällig das Wappen mit dem Greif mit Zepter zuordnen? Ich weiß, das ist wohl die Nadel im Heuhaufen, aber vielleicht spielt ja hier der Zufall mit.
Ich freue mich über Meinungen.
Herzliche Grüße
Andreas
-
- nux Offline
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Frühbarocke Stuhllehne plastisch geschnitzt
Hallo :slightly_smiling_face:
denke das wäre höchst unwahrscheinlich, nicht zuletzt, weil nach 350 Jahren viele auch schon ausgestorben sind und wenn nicht, Wappen sich auch verändert haben können, frühe tw. nicht überliefert sind.
Aber: Wappen, gerade die des Adels, sind kein Zufall; die folgen strengen Regeln. Und seit es viele Wappenbücher digital gibt, kann man mit einer Grund-Idee wie die beschrieben werden, viele auch oft rel. einfach nachsehen. Hab ich - ohne von der Materie wirklich richtig Ahnung zu haben - selbst hier ja nun schon öfter bis zum Auffund gemacht.
Das hier ist einerseits etwas kniffliger, weil es nunmal Greifen & verwandte Tierchen zuhauf gibt und der Schnitzer keinen Hinweis auf die Farben hinterlassen, keine Tingierung mit angelegt hat. Wenn das Schnitzwerk allerdings schon für eine farbige Fassung vorgesehen war, wäre das auch nicht sinnvoll gewesen.
Und Du außerdem nix zur regionalen Herkunft (ggf. auch vermuteter des Vorbesitzers) hast verlauten lassen. Das hätte den riesigen europäischen Heuberg oder auch nur den deutschsprachigen Haufen vllt. schon etwas schrumpfen lassen können. Bei Greifen ist man zudem schnell verleitet, da zuerst an Ostpreußen oder so zu denken, aber das muss auch gar nicht ...
Als Ausgleich sozusagen, damit wiederum könnte es einfacher sein, gibt es eben den Hinweis auf einen möglichen Namen dazu; die Initialen vorne I.H. decken sich damit auch. Allerdings fehlt (oder wurde nur nicht dargestellt, was aber unüblich wäre) ein Halskleinod - damit wäre das kein Uradel; was man aber so nicht sicher weiß.
Was mich zuerst (nach Otto Titan von Hefner) zu einem Geschlecht brachte, welches 'ritterschaftlich begütert mit Wain' wurde. Das ist bei Laupheim, BW. Eine Familie Herman/auch Hermann , die nach seinen Aufzeichnungen in Teilen eben auch den Greif mit Zepter als Helmzier führen (andere einen Widder oder Ritter mit Pfeilen). Normalerweise schaut man nun nicht nach der Helmzier zuerst - aber es war nach knapp einer Minute gleich die dritte Textstelle, die den 'Greif mit dem Zepter wachsend' lieferte und beim Öffnen eben 'Herman'. Ah ja?
Abgebildet in dem Buch ist das Wappen ab 1783 - eine schon spätere, dreigeteilte Version mit eben den 2 Tieren und drei Helmen/Helmzieren - geh da rechts oben bei Inhalt auf Abschnitt 4, da ist die Tafel 7 und scrolle vor bis Tafel 9 - dann erste Spalte, das dritte Wappen [Gäste sehen keine Links]
Im Gothaischen genealogischen Taschenbuch steht, dass der Wappenbrief mit Lehenartikel 1595 an einen Tobias Herman ging. 1768 wurde das Geschlecht (aus Memmingen stammend (?) ) dann geadelt (von Herman) und 1780 und 1783 auch gefreit; damit dann Freiherren [Gäste sehen keine Links]
Da steht zu den Anfängen bzw. frühen Personen aber nicht mehr Brauchbares.
Dann habe ich versucht, die Farben herauszubekommen und im Württembergischen Wappenbuch von J.G.L. Dorst gibt es zumindest eine des vor genannten Dreifach-Wappens. "In der linken schwarzen Schildeshälfte auf acht silbernen Bergen ein goldener Greif einen Zepter haltend." Sehr edel ...
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Tja, zuerst die Burg wohl, denn das Schloss wurde erst später gebaut - da steht nur auch nicht viel [Gäste sehen keine Links] - da dann schon etwas mehr [Gäste sehen keine Links]
Und auch die Geschichte des Ortes Wain, da geht es auch erst mit dem Freiherren los [Gäste sehen keine Links]
Und nun heißt es tiefer graben, ein Darstellung eines früheren Wappens nur mit Greifen aufzutun oder zumindest eine Beschreibung und einen möglichen Ritter und vielleicht Johann Herman o.ä. genannt - weil bisher ist das alles erst noch eine reine Vermutung ... :grimacing: ':)
Ach so ja - ob das immer ein Stuhl war? sieht für mich eher nach sowas aus, was in Kirchen hängt, aber dazu später
Gruß
nux
- Chrispie74 Offline
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Frühbarocke Stuhllehne plastisch geschnitzt
Hallo,
leider sieht man nicht den ganzen Stuhl – ist das eine Stabelle? Dann könnte die Lehne original dazu gehören.
Zu Herma: Ich würde den Strich über dem a als Kürzungszeichen (Suspension: Nasalstrich) sehen, d.h. n oder nn lesen: Herman(n). Es gibt ein Adelsgeschlecht diesen Namens, das einen Greifen mit Zepter im Wappen hat, aber ob das die richtige Spur ist...? Vielleicht wissen die Wappenkundigen hier mehr dazu...
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Der Doppelpunkt hinter dem Johae ist wahrscheinlich auch eine Suspension, ich kenne diese Form z.B. für lateinische Endungen (z.B. mens: = mensis), und es kann sehr viel gekürzt sein. Aber wie genau er hier aufzulösen wäre? ...
Edit: Nux war (mal wieder) schneller! Bin über den Namen Herman zum Greifen gekommen, insofern lasse ich meine Überlegung zu den Suspensionen stehen.
Edit 2: Vielleicht ganz interessant an dem Wappen aus dem Wikipedia-Link, dass hier, wie in der Lehne, zwei Greife übereinander angeordnet zu sehen sind, davon der obere nur halb und aus der Krone "steigend", ebenfalls wie bei der Lehne.
leider sieht man nicht den ganzen Stuhl – ist das eine Stabelle? Dann könnte die Lehne original dazu gehören.
Zu Herma: Ich würde den Strich über dem a als Kürzungszeichen (Suspension: Nasalstrich) sehen, d.h. n oder nn lesen: Herman(n). Es gibt ein Adelsgeschlecht diesen Namens, das einen Greifen mit Zepter im Wappen hat, aber ob das die richtige Spur ist...? Vielleicht wissen die Wappenkundigen hier mehr dazu...
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Der Doppelpunkt hinter dem Johae ist wahrscheinlich auch eine Suspension, ich kenne diese Form z.B. für lateinische Endungen (z.B. mens: = mensis), und es kann sehr viel gekürzt sein. Aber wie genau er hier aufzulösen wäre? ...
Edit: Nux war (mal wieder) schneller! Bin über den Namen Herman zum Greifen gekommen, insofern lasse ich meine Überlegung zu den Suspensionen stehen.
Edit 2: Vielleicht ganz interessant an dem Wappen aus dem Wikipedia-Link, dass hier, wie in der Lehne, zwei Greife übereinander angeordnet zu sehen sind, davon der obere nur halb und aus der Krone "steigend", ebenfalls wie bei der Lehne.
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- nux Offline
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Frühbarocke Stuhllehne plastisch geschnitzt
nicht schneller, wohl nur früher angefangen - aber eigentlich auch noch nicht fertig geworden. Den Link zum Adelsgeschlecht hatte ich dann jetzt noch einfügen wollen, aber wer war schneller? :')
Da es hier keine Wappenkundigen gibt, ist Weiterbildung wichtig - Lektion 1: der Wappenschild in seinen Teilen, Formen und Einstieg in die Teilungen [Gäste sehen keine Links]
"wachsend" - ein Tipp: das sind unterschiedliche Teile des Wappens, die hier eben gleich sind; gibt mehr Wappen, wo das Wappenbild und die Helmzier= Oberwappen völlig verschieden sindChrispie74 hat geschrieben: ↑Freitag 23. August 2024, 02:20 Vielleicht ganz interessant an dem Wappen aus dem Wikipedia-Link, dass hier, wie in der Lehne, zwei Greife übereinander angeordnet zu sehen sind, davon der obere nur halb und aus der Krone "steigend",
Da es hier keine Wappenkundigen gibt, ist Weiterbildung wichtig - Lektion 1: der Wappenschild in seinen Teilen, Formen und Einstieg in die Teilungen [Gäste sehen keine Links]
- Chrispie74 Offline
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Frühbarocke Stuhllehne plastisch geschnitzt
Danke! Ich meinte demnach, wenn ich es richtig verstehe, nicht die Rangkrone, sondern diese kleine Krone auf dem Helm, von denen es in dem Wikipedia-Wappen drei gibt. Auch auf der Lehne ist ein Helm mit Krone und wachsendem Greif. Könnte also das Wappen auf der Lehne (von einem Johann?) im späteren Hermann (von Bellenberg)-Wappen quasi aufgegangen/mit enthalten sein und dessen rechte Seite bilden?
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