Raymond_Jollerhein hat geschrieben: ↑Samstag 27. April 2024, 00:43
das klingt dann wohl eher nach 20. Jahrhundert
und dieses Exemplar (würde ich jedenfalls meinen, kann mich aber irren) vermutlich erst aus dessen letztem Drittel oder später. @Sartre hat da auch noch 'buntere' als Bsp. gebracht; hier das ist schon nur so eher zart drüber gemalt und die figürlichen Dekorationen sind schon wenig detailliert ausgeformt.
In Ergänzung jetzt also noch was zu der fraglichen Bezeichnung und noch viel weiter dafür ausgeholt. Dazu am Ende unten die zwei Links, wo mir das u.a. als Basis angelesen hatte. Früher, sage mal von den Anfängen bis Mitte 20. Jh., wurde chinesisches Export-Porzellan im Wesentlichen über zwei Häfen verschifft: Nanking / Nanjing und Canton
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In beiden Städten wurde kein Porzellan zu dem Zweck hergestellt, also gebrannt. Was über Nanking ausgeführt wurde, war Unterglasur blau bemaltes Geschirr, welches in Jingdezhen (heute 'Hauptstadt' des Porzellans) komplett produziert wurde. Es sollen / werden die etwas 'besseren Qualitäten' gewesen sein; das Porzellan selber die Fracht.
In Kanton = Guangzhou (vor Mitte des 19. Jh. einziger legaler Ausfuhrhafen), bzw. dort in der Umgebung gab es seit Beginn des 18 Jh. aber viele Porzellanmalereien und Dekorationsbetriebe, welche diese Art Emailmalerei machten. Was über Kanton ausgeführt wurde, waren daher die bunten / polychrom und oft etwas gröblich gestalteten Sachen. Diese lassen sich in mehrere Gruppen und Erscheinungsformen einteilen; das an dieser Stelle aber außen vor. Die Basisporzellane dafür waren wahrscheinlich unterschiedlicher Herkunft; der Großteil aber ebenfalls aus Jingdezhen. Jedoch wurden auch hier blau-weiße Porzellane, Auf- und Unterglasur mit verschifft, deren Herkunft möglicherweise ebenfalls verschieden sein kann. Diese Porzellane geringerer Qualitäten hatten vor allem auch noch einen anderen Zweck: sie dienten als Ballast bei eigentlich Tee-Transporten. Zwei Fliegen ...
Dann wird es bei den Benennungen knifflig, weil oft durcheinander, je nachdem ob USA oder Europa. Denn in Amerika wurde/wird genau jenes unterglasurblaues/weißes Porzellan, das ab Mitte des 19. Jahrhunderts für den Export hergestellt wurde, generell als Canton porcelain bezeichnet.
In Europa hingegen verstand man unter Kantonporzellan eigentlich nur jenes, das im Guangzhou-Gebiet bunt bemalt wurde; beginnend Anf. 19. Jh. bis die erste Jahrzehnte des 20. Jh..
Mittlerweile, bei eher weniger werdenden Kenntnissen der gesamten chinesischen Exportporzellan-Geschichte (alles antik oder Vintage), trotz oder wegen www samt auch noch automatischen Übersetzern, vermischt sich das oft alles zu nur noch einem einzigen Brei an Angeboten (denn das ist das, was man online meist sieht). Hauptsache verkaufen, für möglichst viel, mit echten oder erdachten Argumenten.
Dass in China dazu auch noch Bodenmarken irgendwelcher vergangener Epochen immer wieder verwendet wurden, macht die Unterscheidungsmöglichkeiten ja nun auch nicht gerade besser. Richtig altes = historisches chinesisches Porzellan mit originalen kaiserlichen / Regierungszeitmarken ist nämlich eine ganz andere Angelegenheit, oft auch schon rein optisch. War für den Hof etc. gemacht und nicht zum Verkauf an den Westen. Stücke solcher Provenienz fanden erst später und auf anderen Wegen dorthin.
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Warum dieser Typ Vasen nun ausgerechnet als 'Nanking' bezeichnet wird, ist durch Nichts wirklich nachzuvollziehen. Zum einen nicht blau-weiß, zu anderen ja eh nicht dort hergestellt. Es fehlt ein Urtypus für die Form und auch diese tw. mattbraun gestaltete Dekorelemente. Zu traditionellen Formen chinesischer Vase da z.B.
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