Alte Truhe erhalten oder entsorgen?

[ptexas]

Liebe Community

bei der Wohnungsentrümpelung sind wir bei einer alten Holztruhe unschlüssig was damit zu tun ist. Meine Frau hat die Truhe vor Jahren auf dem Flohmarkt gekauft und heute steht sie eigentlich mehr im Weg als dass sie genutzt wird. Für mich als Laie sieht die Truhe eher unscheinbar, alt und restaurationsbedürftig aus. Vorne und auf der Seite gehts noch einigermassen, aber die Rückseite ist definitiv ziemlich heruntergekommen. Innen ist das Holz unbehandelt und roh. Die kleine Holzschatulle sieht neueren Datums aus. Was ich aber interessant finde ist das Schloss. Ich habe noch nie so ein Schloss gesehen. Es sieht ein bisschen aus wie eine Bärenfalle in die der Schliesskeil einschnappt. Aber es funktioniert und der Schlüssel ist auch noch vorhanden. Auch die Beschläge sehen für mich antik aus weil sie handgemacht und unregelmässig aussehen.

Für mich stellt sich die Frage wie alt die Truhe ist,ob sie restaurations- und erhaltenswürdig oder ob es sich um Dutzendware handelt. Rechtfertigt sich der Aufand einen Käufer für die Truhe oder das Schloss zu suchen oder kann ich mir das sparen? Wir haben keine Verwendung für die Truhe. Es geht mir nur darum ob ich hier etwas erhaltungswürdiges habe oder ob es Trödel ist der weg kann.

Besten Dank für Eure Tips, ich bin um jeden Ratschlag dankbar
Paul

Truhe

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Beschlag

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Schloss

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Ansicht offen

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Ansicht von hinten

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[redfox]

Hallo und willkommen gier. :slightly_smiling_face:

Die kleine Holzschatulle sieht neueren Datums aus.

Das solltest du schon besser zeigen, und ein Foto von innen und unten.
Die Flachdeckeltruhe sieht furniert aus, den Beschlägen nach vor 1850.
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Keine Griffe, also kein Transport vorgesehen. Vielleicht Wäsche- oder Aussteuertruhe.
Gruß redfox

[ptexas]

Hallo redfox, besten Dank für Deine Expertise. Hier noch Fotos vom Holzkästchen, der Innenansicht und von unten. Von unten sieht es noch schlimmer aus. Der Aufkleber stammt von der Schweizerischen Eisenbahn wo die Truhe offenbar 1937 im Lager in Bern stand.

Innenansicht 2

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Innenansicht 1

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Unteransicht

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Holzkästechen 2

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Holzkästchen

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[Schmidtchen]

Zum wegschmeißen auf jeden Fall zu schade.
Ich würde ja den Deckel durch eine Massivholzplatte ersetzen und oben und unten passend in einem Farbton beizen und ölen. Zum Beispiel in Eiche extra dunkel.
Die Platte könnte auch mit 15 cm Überstand sein und das Ganze als Couchtisch dienen.
Optisch ein Hingucker.

[ptexas]

Hmmmm jetzt verunsichert ihr mich aber. Die Massivholzplatte kaufen, schleifen und beizen kriege ich hin, aber wie mache ich das mit den Beschlägen? Die Scharierfunktion möchte ich dann schon beibehalten und die Originalscharniere wären dann ja Pflicht. Wie kriege ich die geschmiedeten Nägel aus der alten und in die neue Platte? Und dann wäre noch die Rückwand .. genügen hier auch schleifen und beizen? Und wenn ich schon dran bin müssten die Füsse auch ersetzt werden. Ich habe jetzt runde und eckige Füsse, wobei ich denke dass die Runden die Originalen sind, ich könnte davon beim Sohn des Kollegen der in einer Schreinerei arbeitet Replikate machen lassen und beizen. Ihr merkt .. der Heimwerker ist erwacht ....

[reas]

Ich würde ja den Deckel durch eine Massivholzplatte ersetzen und oben und unten passend in einem Farbton beizen

Hallo,

wieso denn das? Kulturgüter sollten möglichst original bleiben so lange es der Zustand erlaubt.. ich sehe da keinen Grund den Deckel gegen einen neuen auszutauschen.

[gerümpel]

Deine Truhe ist eine ziemlich hochwertige Aussteuertruhe aus der ersten Hälfte des 18. Jh. Vielleicht auch um 1700. Das Holz kann ich nicht erkennen, es könnte Nussbaum massiv sein. Die Gestaltung der Front hat noch Renaissance-Stilelemente wie die Pilaster, aber auch schon barocke, wie die Flammleisten. Wenn du nach Renaissance- oder Barocktruhe googelst, findest du Parallelen.
Das Schloss ist ein sogenanntes Zangenschloss und absolut typisch für solche Truhen. Ebenso die gekröpften Bänder und die sogenannte Beilade. Da wurde der Deckel mal restauriert, weil er fehlte. An der Rück-und Seitenwand sieht man ebenfalls Spuren einer sorgfältigen Restaurierung.

Der Aufkleber von 1936 stammt von einem Bahntransport des guten Stückes.

Zeig doch nochmal die Front und den Schlüssel mit einem besseren Foto!

(Den Wert würde ich kühn mit 500 bis 1000 Euro beziffern.
Der Vorschlag mit einer Tischplatte war hoffentlich nicht ernst gemeint...)

[ptexas]

Hallo gerümpel

Besten Dank für Deinen Kommentar, dann werde ich die Fahrt zum Baumarkt nicht machen und den Truhendeckel nicht ersetzen.
Denn so wies aussieht werde ich die Truhe also so behalten wie sie ist. Nicht unbedingt wegen dem Wert sondern wegen dem Alter das mich schon beeindruckt.
Aber gewisse Partien sehen schon arg mitgenommen aus und ich möchte der Truhe etwas Gutes tun und die gröbsten Schäden sanft beheben soweit ich das kann.
Zum Beispiel die Rückwand. Ist Abschleifen und Beizen hier angebracht oder lässt man das so wies ist?
Oder die Füsse sehen aus als ob sie ein Bauer mit der Axt zurechtgezimmert hätte. Lässt man das weil es original so ist oder ersetzt man die?
Generell denke ich man müsste dem Holz ein wenig Glanz und Feuchtigkeit in Form von Oel, Wachs oder Sowas zukommen lassen , es sieht schon sehr trocken aus.

Ich habe noch ein Foto der Front und eines vom Schlüssel angehängt.
Interessanterweise sind die weissen Flecken auf dem Foto der Front von Auge nicht so stark erkennbar. Ist das Pilzbefall und muss man da etwas unternehmen?
Der Schlüssel könnte aus Messing oder Bronze sein und liegt auf dem Truhendeckel falls das zur Holzbestimmung etwas hilft

Vorderansicht

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Schlüssel

Truhe_schluessel.jpg (4.35 MiB) 804 mal betrachtet

[gerümpel]

Hallo ptexas, die hellen Punkte stammen von der letzten Restaurierung, wo die Truhe gegen Holzwürmer behandelt wurde. Das ölbasierte Mittel verfärbt zusammen mit der Spachtelmasse, mit der die Fraßgänge verschlossen wurden, die später aufgebrachte Oberfläche.

Bei der Holzart bin ich mittlerweile ziemlich sicher, das es Nussbaum ist. Auch die Datierung ins Frühbarock würde ich bestätigen.

Der Schlüssel ist nachgebaut. Der Bronzeton ist Hartlot, mit dem der Bart zusammengefügt wurde. Original müsste de4 geschmiedet sein. Auch glaube ich an der Reide (der Ring am Ende) Gussspuren zu erkennen, die ein eindeutieger Beweis für eine Replik sind.

Sehr schön der originale, dreieckige Schlüsselbeschlag, der brutal in den Pilaster eingefügt wurde. Das hat man öfter bei so frühen Möbeln, daß der Schmied, der vom Tischler das Möbel zum Beschlagen bekam, keinen Sinn für Ästhetik gehabt zu haben scheint.

Die Rückwand einer Truhe blieb meist roh, da sie an zur Wand zeigte. Die Füße sind original, was bemerkenswert ist.

Vor Veränderungen an der Truhe (Schleifen, Füße ersetzen etc.) würde ich ohne Befragung eines Restaurators dringend abraten. Das verschlimmbessert nur.
Reib sie mit Leinöl ab und wachse die Oberfläche danach, dann strahlt das schöne Nussbaumholz wieder wunderbar.