Griechische/ Russische Ikone geerbt - Alter? Wert?

[airugilla]

Hallo!
Ich bin neu hier im Forum und hoffe mal, dass ich mich hier im richtigen Unterforum befinde.
Ich bin natürlich auch nicht ohne Grund hier - sondern wende mich direkt mit einer Frage an euch.

Mein Vater hat eine Russische Ikone (? so seine Aussage) geerbt. Und wüsste jetzt gerne mehr dazu. Vor allem wie alt sie ist und in dem Zusammenhang auch, ob sie einen gewissen materiellen oder auch antiquarischen Wert hat. Er weiß nicht so recht, was er damit anfangen soll und wäre ja schade, wenn das Ding ungewürdigt im Keller verstaubt, sollte es denn "echt" oder in irgendeiner Form wertvoll sein. Aber vielleicht ist es ja auch nur ein touristisches Souvenir ohne näheren Wert, außer dem persönlichem. Ich wurde darauf angesetzt und habe jetzt auch etwas Neugier entwickelt. Wir wohnen nicht im selben Ort, ziemlich weit entfernt sogar, daher habe ich die Ikone selbst nicht vorliegen. Also komme ich auch nicht so schnell an andere Bilder, falls gewünscht.

Leider habe ich wirklich so gut wie keine Randinformationen darüber. Ich weiß nicht, wann oder woher es in dem Besitz meiner Oma kam.
Es besteht aus Holz, darauf, dass es "sehr" alt sein könnte, kommt mein Vater, wegen der vorhandenen Wurmlöcher.
Die Maße sind ca. 22cm x 21cm und 4cm Dicke.

Ich habe schon versucht, mich etwas in das Thema Russische Ikonen einzulesen, aber hui, das ist ja ein riesiges Gebiet!
Ich würde mich also sehr freuen, wenn mir jemand mehr zu der Ikone sagen könnte.

Hier die Bilder:

Abbildung (Christus?)

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nähere Aufnahme

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Rückseite

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von der Seite

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Detail Materialzusammensetzung

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Schönen Abend allen,
airugilla

[airugilla]

weitere Detailaufnahme Material:

weitere Detailaufnahme Material

IMG_9308.JPG (1.91 MiB) 3508 mal betrachtet

[ThomasKa]

Zur einfachen Frage, was ist dargestellt: richtig, Christus. Im Typus des "Pantokrator" (Weltenherrschers), einer der beliebtesten Bildstypen für Christusbilder auf Ikonen (und in byzantinischen Bildprogrammen etc.).
Die Beischrift sagt oben in den Ecken IC XC, die Abkürzung für Jesus Christus. Unten "O Panto" (links) "krator" (rechts). Das alles in griechischen Buchstaben, weswegen ich doch eher dorthin als Ursprung schauen würde. Auch die Ikone selbst, ohne Ornamentrahmen, kein Gold passt eher nicht nach Russland. Weiterhin sind die meisten dortigen Ikonen (die ich bislang in der Hand hatte) hinten mit Querlatten vertrebt, damit sie sich nicht wölben.
Aber da lasse ich mich gerne belehren, habe da keine umfassende Erfahrung.

Problematischer ist es mit Vergleichsbeispielen und Datierung. Der dunkle Hintergrund ist echt ungewöhnlich. Die Maltechnik nicht völlig schlecht, aber schon sehr rustikal, insbesondere bei dem Buch, das dem Maler völlig misslungen ist. Dafür ist die Schattierung des Gesichts z.B. schon recht aufwändig, zumindest in der Anlage. Ich tippe auf die Kopie eines bestimmten, bekannten Bildes aus dem Mittelalter, aber komme nicht drauf, welches. Ungewöhnlich ist auch der leicht nach rechts (vom Betrachter aus) gedrehte Kopf. In die andere Richtung ist wesentlich häufiger. Sowas gibt es z.B. bei dieser bekannten Ikone vom Berg Athos: [Gäste sehen keine Links]
Die maltechnik insgesamt ist sehr traditionell, Leinwand, Kalküberzug, Umrisslinien, Hintergrundfarben (Proplasmos) und dann bis zu den Weisshöhungen in gesicht und auf Kleidern vorgearbeitet.

Alter: bin ich etwas überfragt. Sicher nicht modern, denn moderne Ikonen sind makellos gut gemalt aber auf rundum sauber versiegeltem Holz etc. Die Technik über Jahrhunderte im Prinzip kaum verändert. Die Wahrscheinlichkeit spricht für zwischen 1850 und 1920, aus der Zeit sind sehr viele Ikonen im Umlauf - zugegeben mehr russische als griechische.

Wert: schwierig zu sagen, da fehlt noch der echte Expertenrat, der die Datierung einschränkt. In jedem Fall gibt es für Ikonen noch einen ganz guten Markt, im niedrigeren dreistelligen Bereich für einfachere Exemplare (leichter Abzug vielleicht für den Zustand), wenn man den richtigen Käufer findet kann es von dort aus aber auch noch gut hoch gehen. Vierstellig nur für besonders gut gemalte, aussergewöhnliche Werke, oder älter als 18.Jh.

[airugilla]

Danke für die schnelle Antwort!

Der Tipp, dass das eher eine griechische Ikone ist, ist interessant, vielen Dank. Die Schrift kam mir auch nicht ganz klar russisch vor... aber ich habe halt keine Ahnung.
Dass der Christus Pantokrator auf den meisten Darstellungen eher nach links guckt ist mir auch schon aufgefallen und irritiert mich.

Wer ist denn ein solcher Ansprechpartner für Expertenrat im Bereich Ikonen? Gibt es da welche?

[ThomasKa]

Professionelle Bewertung bei einem Auktionshaus scheint mir etwas überzogen - ansonsten schwierig, denn die Fachleute werden natürlich schon für die hochpreisigen Sachen kontaktiert und haben damit viel Arbeit. In Deutschland gibt es ein paar wenige Ikonenmuseen. Vielleicht dort höflich kurz anfragen, ob sie jemanden wüssten, der einen Blick drauf werfen möchte und sagen, ob es sich lohnt, Geld in ein Gutchten zu investieren.