Tunbridge Ware - Schatulle
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- Simon10 Offline
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Tunbridge Ware - Schatulle
Hallo zusammen,
vor kurzem habe ich eine als Biedermeier deklarierte Schatulle gekauft.
Als ich sie dann in den Händen hielt, war die Marketerie deutlich farbenprächtiger und detaillierter als gedacht. Das Furnier hat darüberhinaus auch eine durchgehend konstante Dicke von etwas unter 1mm.
Nach kurzer Recherche fand ich dann die Lösung: es handelt sich um sog. „Tunbridge Ware“ aus Tunbridge Wells in England. Dort wurde eine neue Mosaik-Legetechnik entwickelt, begünstigt durch die Möglichkeiten der industriellen Revolution. Von ca. 1830-1900 waren diese Produkte beliebt und wurden gerne als Souvenir gekauft.
Die Vielfältigen Farben stammen ausschließlich von natürlichen Hölzern, die nicht nachkoloriert wurden. Das Grün stammt z.Bsp. von der Grünen Eiche, die Ihre Farbe durch einen Pilzbefall erhält.
Die Farben von meinem Exemplar sind besonders ausgefallen, neben grüner Eiche (von blassgruen bis kräftig blaugrün) meine ich noch Mahagoni und Ebenholz ausmachen zu können.
Dias Holz der Schatulle war leider fast roh, lediglich die Poren waren noch zu. Ein brauner Schleier lag über der Marketerie. Vermutlich dunkler Schellack, welcher mal angenommen wurde (die Pigmente blieben wohl).
Also habe ich viele Stunden in die Aufarbeitung investiert und die Marketerie unter Erhaltung der Patina stärker freigelegt. Die alten Farbpigmente habe ich mit verdünnten Schellack leicht abgelöst. Auch andere Flecken habe ich noch entfernt, ebenso das eingenagelte Stück Stoff (das war schwierig und ging nur mit einem kleinen Lederkantenschneider, der als Nagelheber verwendet wurde).
Nach einmal sanftem Poren füllen, sowie 10 Deckpolituren und langsamem Abpolieren mit immer dünnerer Schellackloesung und ohne Öl habe ich ein schönes Ergebnis erhalten. Das war quasi meine erste richtige Hochglanzpolitur (mir gefällt der Hochglanz nicht so sehr, aber es steht der Schatulle ganz gut).
An zwei drei Kanten sind kleine Fehler zu erkennen, die beim Antatschen mit schellackverschmierten Händen passiert sind. Sieht man zum Glück fast garnicht mehr, das lies sich größtenteils beheben. Eigentlich echt doof, da ich selbst beim Abpolieren ohne Polieröl nicht einmal die Schicht aufgerissen haben.
Das Changieren der Farben und die vielen unterschiedlichen Töne sind wirklich toll. Ich überlege noch, ob ich sie verkaufen soll, da ich sie eigentlich nicht brauche…mal sehen;)
liebe Grüße,
Simon
vor kurzem habe ich eine als Biedermeier deklarierte Schatulle gekauft.
Als ich sie dann in den Händen hielt, war die Marketerie deutlich farbenprächtiger und detaillierter als gedacht. Das Furnier hat darüberhinaus auch eine durchgehend konstante Dicke von etwas unter 1mm.
Nach kurzer Recherche fand ich dann die Lösung: es handelt sich um sog. „Tunbridge Ware“ aus Tunbridge Wells in England. Dort wurde eine neue Mosaik-Legetechnik entwickelt, begünstigt durch die Möglichkeiten der industriellen Revolution. Von ca. 1830-1900 waren diese Produkte beliebt und wurden gerne als Souvenir gekauft.
Die Vielfältigen Farben stammen ausschließlich von natürlichen Hölzern, die nicht nachkoloriert wurden. Das Grün stammt z.Bsp. von der Grünen Eiche, die Ihre Farbe durch einen Pilzbefall erhält.
Die Farben von meinem Exemplar sind besonders ausgefallen, neben grüner Eiche (von blassgruen bis kräftig blaugrün) meine ich noch Mahagoni und Ebenholz ausmachen zu können.
Dias Holz der Schatulle war leider fast roh, lediglich die Poren waren noch zu. Ein brauner Schleier lag über der Marketerie. Vermutlich dunkler Schellack, welcher mal angenommen wurde (die Pigmente blieben wohl).
Also habe ich viele Stunden in die Aufarbeitung investiert und die Marketerie unter Erhaltung der Patina stärker freigelegt. Die alten Farbpigmente habe ich mit verdünnten Schellack leicht abgelöst. Auch andere Flecken habe ich noch entfernt, ebenso das eingenagelte Stück Stoff (das war schwierig und ging nur mit einem kleinen Lederkantenschneider, der als Nagelheber verwendet wurde).
Nach einmal sanftem Poren füllen, sowie 10 Deckpolituren und langsamem Abpolieren mit immer dünnerer Schellackloesung und ohne Öl habe ich ein schönes Ergebnis erhalten. Das war quasi meine erste richtige Hochglanzpolitur (mir gefällt der Hochglanz nicht so sehr, aber es steht der Schatulle ganz gut).
An zwei drei Kanten sind kleine Fehler zu erkennen, die beim Antatschen mit schellackverschmierten Händen passiert sind. Sieht man zum Glück fast garnicht mehr, das lies sich größtenteils beheben. Eigentlich echt doof, da ich selbst beim Abpolieren ohne Polieröl nicht einmal die Schicht aufgerissen haben.
Das Changieren der Farben und die vielen unterschiedlichen Töne sind wirklich toll. Ich überlege noch, ob ich sie verkaufen soll, da ich sie eigentlich nicht brauche…mal sehen;)
liebe Grüße,
Simon
Zuletzt geändert von Simon10 am Donnerstag 16. Juni 2022, 14:39, insgesamt 2-mal geändert.
- Simon10 Offline
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Tunbridge Ware - Schatulle
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Zuletzt geändert von Simon10 am Donnerstag 16. Juni 2022, 15:20, insgesamt 1-mal geändert.
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- Pontikaki Verified Offline
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Tunbridge Ware - Schatulle
Tolle Arbeit - die Holzfarben sind sehr, sehr schön :heart_eyes:
SCHMUCK MACHT KUNST TRAGBAR
Marion Ongyert - Goldschmiedin
Warnhinweis: Der Beitrag kann Spuren von Kopfnüssen, Ironie, Schwachsinn und Grammattick-Defiziten enthalten !
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- Simon10 Offline
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Tunbridge Ware - Schatulle
Ich weiß nicht ob du den Erschaffer, mich oder uns beide meinst, aber ich sag mal danke :blush:
Vor meiner Recherche hätte ich schwören können, dass die Hölzer nachkoloriert sind. Dass es so grünes Holz gibt, wusste ich nicht. Schwarz- und Rottöne kennt man ja, wobei auch das Rot schön kräftig wirkt.
Dieses Exemplar würde ich aufgrund der sehr alten Scharniere und Schrauben (ungleichmäßig geschlitzt), sowie dem stark nachgedunkelten Holz auf Mitte des 19. Jhd. einordnen.
Interessant ist auch, dass auf der Rückseite tatsächlich eine deutliche Nuss im Furnier ist. Das habe ich bei Schatullen noch nie gesehen, wohl aber bei größeren Möbelstücken. Dann aber meist gespiegelt, um ein einheitliches Bild zu kreieren.
Die Rückseite war auch nicht porengefuellt, man hat ihr keine Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Grüße,
Simon
Vor meiner Recherche hätte ich schwören können, dass die Hölzer nachkoloriert sind. Dass es so grünes Holz gibt, wusste ich nicht. Schwarz- und Rottöne kennt man ja, wobei auch das Rot schön kräftig wirkt.
Dieses Exemplar würde ich aufgrund der sehr alten Scharniere und Schrauben (ungleichmäßig geschlitzt), sowie dem stark nachgedunkelten Holz auf Mitte des 19. Jhd. einordnen.
Interessant ist auch, dass auf der Rückseite tatsächlich eine deutliche Nuss im Furnier ist. Das habe ich bei Schatullen noch nie gesehen, wohl aber bei größeren Möbelstücken. Dann aber meist gespiegelt, um ein einheitliches Bild zu kreieren.
Die Rückseite war auch nicht porengefuellt, man hat ihr keine Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Grüße,
Simon
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