Brauche Hilfe bei Sesselbestimmung

[Steigo]

Hallo,
ich habe in Hochheim am Main zwei Sessel erstanden und hoffe ich bin im richtigen Forum.
Die geschwungene Form der Armlehnen hat mir so gut gefallen. Der Verkäufer konnte mir
nichts weiter dazu sagen auch nicht ob sie aus der Region sind.

Kann mir jemand mit der Herkunft und dem Alter weiterhelfen? Ich werde sie neu beziehen
lassen müssen und einige Verbindungen sind behandlungsbedürftig.
Die frage ist selber zusammen spaxen oder machen lassen? Falls dies überhaupt sinnvoll wäre.

Auf der Marke ist ein Globus zu sehen unter dem Wrencer steht.

Vielen Dank.

Hier die Fotos meiner Schätzchen
[Gäste sehen keine Links]

[Gäste sehen keine Links]

[Gäste sehen keine Links]

[Gäste sehen keine Links]

[Gäste sehen keine Links]

[Gast]

Hallo,

die Sitzfläche ist auch noch vorhanden, oder

Dürften wohl aus den 1920er, frühen 1930er Jahren stammen. Mutmasslich Nussbaum, bestimmte Teile dürften allerdings aus Buche mit nussbaumfarbiger Beizung sein.

Wenn Du die Sessel neu beziehen lassen willst - ist nach dem Abzug vom alten Stoff und Polstermaterial genau die richtige Zeit die Gestelle neu verleimen zu können. KEINESFALLS mit Spax Schrauben zusammenschustern - das wäre völlig gegensätzlich zum realen Aufarbeiten, restaurieren der Sessel.

Dürften eine Art Clubsessel sein, für das Herrenzimmer. Waren früher wahrscheinlich mit einem recht dunklen Stoff, möglicherweise sogar mit Leder bezogen.
Der aktuelle Stoff wurde bereits einmal erneuert.

Während der Leimung vom Gestell kannst Du auch die Oberfläche überarbeiten -

[gerümpel]

Hersteller des Gestelles war die Lippische Polstergestell-Fabrik, Adolf Wrenger GmbH in Lemgo. Sagt Tante Google...

[Steigo]

Danke für die Antworten.

Oh ha, habe nach wrencer gesucht da kommt nur so ein Ami-Serien Typ bei raus. erklärt einiges , danke

Wie sollte ich die Oberfläche denn am besten bearbeiten?
Dachte da an mit Spiritus versuchen den alten Lack ab zu kriegen. Macht das Sinn?
Was wären die besten ersten Schritte?


Danke

[Gast]

Moin,

ich würde nach dem Abzug der Polstermaterialien erstmal die Oberflächenbehandlung genauer anschauen. Dann kannst Du entscheiden ob mit einer Lackauffrischung (dürfte sich um Nitrozelluloselack handeln) schon ein gutes Ergebnis sichtbar wird - oder ob Du alle Lackschichten mit Spiritus abwaschen willst.

Primär sollten die gelockerten Teile erstmal neu verleimt werden, Knochenleim ist da angeraten. KEIN Weissleim wie Ponal und Konsorten.

[Pikki Mee]

Lippische Polstergestell-Fabrik, Adolf Wrenger GmbH in Lemgo.

... nachweisbar 1910-1972; >> Die Polstergestellfabrik Wrenger beschäftigte im Jahre 1950 rund 800 Arbeitskräfte. Außer den zahlreichen, aus aller Welt bezogenen Edelhölzern fanden auch die aus den lippischen Waldungen stammenden Verwendung.<< aus: Geschichte der Stadt Lemgo
[Gäste sehen keine Links]
Erste Internationale Handwerks-Ausstellung, Berlin, 1938 >> Lippische Polstergestellfabrik A. Wrenger, Lemgo, Polstergestelle, Stilsachen << [Gäste sehen keine Links] ... gibt ja so einige Prospekte auch online zu sehen

*Pikki*

[Steigo]

Danke für die Hilfe.

An den Armlehnen ist der Lack schon ab und das Holz heller verfärbt bzw abgerieben. Dunkeln diese Stellen gleichmässig nach oder
bleibt der Farbunterschied sichtbar?
Welche Mittel sind zur Lackauffrischung empfehlenswert?

Kann mir Jemand einen Polsterer im Raum Wiesbaden-Mainz empfehlen?

Mir freundlichen Grüssen
Steigo

[gerümpel]

Willst du wirklich soviel Geld in so scheußliche 50er Jahre Kitschsessel stecken? Für das Geld, was du da reinstecken musst, bekommst du eine gebrauchsfähige, echte Antiquität. (Meine Meinung 8) )

[Steigo]

Harte aber ehrliche Meinung, mag ich. Dachte eigentlich sie wären etwas älter. Vieleicht hast du Recht und ich sollte erst mal
schauen was ich fürs selbe Geld bekommen kann. Wird ja nicht billig.

Grüsse
Steigo

[Gast]

Na ja - ob die jetzt erst aus den 1950er Jahren stammen - ich gehe eher von den 1930er Jahren aus. Große Firmen haben zwar durchaus beständige Modelle im Angebot gehabt, die aufwändige Schnitzdekorierung war in den 1950er Jahren eher schon wieder am abflauen weil die Technik eben Zeit gekostet hat. Und schon die war in den 1950er Jahren kostbar und es wurde gespart.

Für mich durchaus interessante Sessel, das ist der Übergang von den 1930er in die 1950er Jahre. In manchen Betrieben wurde das das fast nahtlos durchgeführt - in anderen wurden bestimmte Modelle noch recht lange weiter produziert - wenn auch mit reduziertem Dekor und zunehmender Vereinfachung der handwerklichen Arbeiten.
Da wurden Verbindungen die vorher noch händisch hergestellt worden sind, durch einfachere, zeitsparende Schraub-, Steck- oder gedübelte Verbindungen ersetzt.
Auch einfachere Hölzer (Buche gebeizt statt massiv Nussbaum) und deutlich mehr Furnierarbeiten wurden in die Produktion eingeführt.

Dabei wurde sogar der Preis für den Endkunden gesenkt um am Markt einen größeren Absatz zu erhalten.