"Rosen-Bestecke" / Hildesheimer Rose u.a. - ist das Kunst oder kann das weg?
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- cornetto Offline
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- Reputation: 1909
"Rosen-Bestecke" / Hildesheimer Rose u.a. - ist das Kunst oder kann das weg?
Moin liebes Forum,
versuche hier mal, vllt. auch etwas "offtopic", eine Lanze zu brechen - kitschig, fummelig, albern, von gestern, Kaufhauskram aus den 60ern, Einschmelzware, usw...
Rosen-Bestecke...
Warum gerade die Rose?
Ein zartes, duftendes, aufblühendes Etwas nach einer sehr dunklen Zeit - doch auch gerade, aufrecht stehend mit Dornen wehrhaft - vllt. gerade deshalb ein Synonym, ein Abbild der Nachkriegszeit, 50er, 60er, der Wirtschaftswunderjahre - igw. damit auch ein Teil unserer Geschichte.
Ok, ich bin Hildesheimer und schon als kleiner Pöks vor einem halben Jahrhundert in Lederhosen hier am 1000-jährigen Rosenstock herumgeturnt - dennoch hatte ich bis vor einigen Jahren mit den "Bestecken" gar nichts am Hut.
(Rosenstock Hildesheim, Öl/LW, Martha Hegner, 1900)
Mein Zugang war zuerst tatsächlich eher pekuniärer Natur.
Als vor einigen Jahren der Silberpreis bei 35 ct/g und tlw. niedriger lag, habe ich angefangen, meist online, unbesehen alle möglichen "Silberschrottkonvolute" aufzukaufen.
In fast allen dieser Lieferungen waren Rosen-Bestecke, oft vollständige Sets in gutem Zustand, dabei. War dann der Anfang einer Sammelleidenschaft dieser Muster, die sich zurzeit auf mehrere tausend Teilchen von über 50 verschiedenen deutschen Silberschmieden und -manufakturen beläuft.
Mein "Style" ist das eigentlich nicht - ich bin eher der WMF-5000/Zurich-Typ - aber es gab hier innerhalb weniger Jahre in den 50er60ern einen Hype im Besteck-Bereich, um den kaum ein Hersteller/Lieferant/Händler herum kam - es wurden unzählige Designs selbst in den kleinsten Silberschmieden und Werkstätten entworfen und hergestellt.
Mit den Jahren des Sammelns habe ich immer mehr Gefallen an der gestalterischen Vielfalt des "simplen Rosenmusters" gefunden - teilweise natürlich gegossene Massenware, teilweise aber auch handgedengelte Stücke in Einzelfertigung...
(Teilchenheber "Hildesheimer Rose", W. Märtens, Hildesheim)
Natürlich wurde das dann auch, vglb. mit den zig dahingepinselten Matterhörnern der "Kaufhauskunst", von der aufkommenden Versandhauskultur in Form von dünn versilbertem oder Edelstahlpress-Sets irgendwann in die billige Ramsch-Ecke geschoben.
Klar, zeitgeschichtlich sind bei Bestecken Spaten, Augsburger Faden, Altfaden, u.a. die bis heute zeitlosen Werkzeuge der Tischkultur - aber suchst du heute in einschlägigen Marktplätzen nach "800er Kaffeebesteck" findest du zig mal mehr Rosenbestecke als eben die vorgenannten.
Aber, muss das alles nun weg, weil eigentlich viel zu kitschig?
Gruß aus der Rosenstadt Hildesheim
Bernd
versuche hier mal, vllt. auch etwas "offtopic", eine Lanze zu brechen - kitschig, fummelig, albern, von gestern, Kaufhauskram aus den 60ern, Einschmelzware, usw...
Rosen-Bestecke...
Warum gerade die Rose?
Ein zartes, duftendes, aufblühendes Etwas nach einer sehr dunklen Zeit - doch auch gerade, aufrecht stehend mit Dornen wehrhaft - vllt. gerade deshalb ein Synonym, ein Abbild der Nachkriegszeit, 50er, 60er, der Wirtschaftswunderjahre - igw. damit auch ein Teil unserer Geschichte.
Ok, ich bin Hildesheimer und schon als kleiner Pöks vor einem halben Jahrhundert in Lederhosen hier am 1000-jährigen Rosenstock herumgeturnt - dennoch hatte ich bis vor einigen Jahren mit den "Bestecken" gar nichts am Hut.
(Rosenstock Hildesheim, Öl/LW, Martha Hegner, 1900)
Mein Zugang war zuerst tatsächlich eher pekuniärer Natur.
Als vor einigen Jahren der Silberpreis bei 35 ct/g und tlw. niedriger lag, habe ich angefangen, meist online, unbesehen alle möglichen "Silberschrottkonvolute" aufzukaufen.
In fast allen dieser Lieferungen waren Rosen-Bestecke, oft vollständige Sets in gutem Zustand, dabei. War dann der Anfang einer Sammelleidenschaft dieser Muster, die sich zurzeit auf mehrere tausend Teilchen von über 50 verschiedenen deutschen Silberschmieden und -manufakturen beläuft.
Mein "Style" ist das eigentlich nicht - ich bin eher der WMF-5000/Zurich-Typ - aber es gab hier innerhalb weniger Jahre in den 50er60ern einen Hype im Besteck-Bereich, um den kaum ein Hersteller/Lieferant/Händler herum kam - es wurden unzählige Designs selbst in den kleinsten Silberschmieden und Werkstätten entworfen und hergestellt.
Mit den Jahren des Sammelns habe ich immer mehr Gefallen an der gestalterischen Vielfalt des "simplen Rosenmusters" gefunden - teilweise natürlich gegossene Massenware, teilweise aber auch handgedengelte Stücke in Einzelfertigung...
(Teilchenheber "Hildesheimer Rose", W. Märtens, Hildesheim)
Natürlich wurde das dann auch, vglb. mit den zig dahingepinselten Matterhörnern der "Kaufhauskunst", von der aufkommenden Versandhauskultur in Form von dünn versilbertem oder Edelstahlpress-Sets irgendwann in die billige Ramsch-Ecke geschoben.
Klar, zeitgeschichtlich sind bei Bestecken Spaten, Augsburger Faden, Altfaden, u.a. die bis heute zeitlosen Werkzeuge der Tischkultur - aber suchst du heute in einschlägigen Marktplätzen nach "800er Kaffeebesteck" findest du zig mal mehr Rosenbestecke als eben die vorgenannten.
Aber, muss das alles nun weg, weil eigentlich viel zu kitschig?
Gruß aus der Rosenstadt Hildesheim
Bernd
- marker Offline
- sehr erfahrenes Mitglied
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"Rosen-Bestecke" / Hildesheimer Rose u.a. - ist das Kunst oder kann das weg?
Moin, bin zwar erst weit mehr als ein halbes Leben in der "Kunst- und Krempel"-Branche, habe aber immer weniger Ahnung, was denn "Kunst" eigentlich ist oder sein soll. Kann ich also von "Kitsch" gar nicht erst abgrenzen. Da halte ich es lieber mit dem Preußen Friedrich II. "ein jeder nach seiner Facon" - jeder wie er will, keiner muß. Ich habe halt bestimmte Sachen weder gehandelt noch bei mir angesammelt, mache da aber nicht das elfte Gebot draus. Was ich absolut verstehe und gutheisse ist ein moderater Lokalpatriotismus auch im Bereich der angewandten "Kunst". Wer was gut findet, weil er da wech kommt - bitte gerne. Und wenn's die Hildesheimer Rose ist Also bitte nicht einschmelzen, gerne weiter sammlen und forschen und uns gelegentlich Einblicke gewähren. La lotta continua ! m.
- VintageMaren Offline
- aktives Mitglied
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- Registriert:Dienstag 20. Februar 2024, 12:59
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"Rosen-Bestecke" / Hildesheimer Rose u.a. - ist das Kunst oder kann das weg?
Habe Deinen Thread zum Anlass genommen, etwas über die Hildesheimer Rose zu lesen, sehr spannend. Das Dekor all dieser Waren scheint zurückzugehen auf die mittlerweile 1000-jährige Hundsrose in Hildesheim und all der Mythen, religiösen Anschauungen und Fakten - eine sehr widerstandsfähige Rose mit einem scheinbar sehr gesunden Stock, der immer wieder austrieb.
Monetärer Wert von Silber etc. ist für mich weniger von Interesse als die Geschichte hinter den Dingen. Hier kann man darüber nachdenken, warum der Mensch die Affinität hat, Dinge en masse zu produzieren mit dem steten Versuch, das Besondere und Einmalige immer wieder zu repetieren, sodass jeder daheim ein Stück der Besonderheit genießen könne. Ein legitimes Ansinnen? Ein Versuch, zum Scheitern verurteilt?
Aber um die Frage zu beantworten, ob das alles weg müsse ... nein! Sei es kitschig, sei es "wertlos" im monetären Sinne, ... es bleibt doch ein fassbares Zeugnis auch von Geschichte wenn man will. Falls Du es loswerden möchtest, finden sich bestimmt Menschen, die es schätzen oder die ein Kunstwerk aus den Massen an Rosen machen.
Danke für den Einblick!
Monetärer Wert von Silber etc. ist für mich weniger von Interesse als die Geschichte hinter den Dingen. Hier kann man darüber nachdenken, warum der Mensch die Affinität hat, Dinge en masse zu produzieren mit dem steten Versuch, das Besondere und Einmalige immer wieder zu repetieren, sodass jeder daheim ein Stück der Besonderheit genießen könne. Ein legitimes Ansinnen? Ein Versuch, zum Scheitern verurteilt?
Aber um die Frage zu beantworten, ob das alles weg müsse ... nein! Sei es kitschig, sei es "wertlos" im monetären Sinne, ... es bleibt doch ein fassbares Zeugnis auch von Geschichte wenn man will. Falls Du es loswerden möchtest, finden sich bestimmt Menschen, die es schätzen oder die ein Kunstwerk aus den Massen an Rosen machen.
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